Juli 1979

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August 1979



Heile Werdern-Welt

Am 3. Juli 1977 - morgens um 5.30 Uhr - war für das Werdern die Welt plötzlich nicht mehr in Ordnung. Ein heller Lichtschein hatte sie unverhofft aus ihrem tiefen Schlaf gerissen: Oma Meyers Kneipe brannte lichterloh; ein Schornstein war explodiert.

Wer aber annahm, die Werderschen Jungen würden nun heimatlos den Kopf in den Sand stecken, der sah sich tief enttäuscht. Wie heißt es doch so treffend in ihrem Erkennungslied: „...wir reißen Bäume aus, wo keine sind!”

Ludger hatte die zündende Idee. Meyers Holzschuppen musste Kneipe werden. Einige waren skeptisch, andere dagegen fassten kräftig mit an. Und so steht sie nun da. „Pinte” oder „Bunker” nennen sie liebevoll die Clubfreunde Werdern

Eine Theke Marke „Eigenbau Ludger” mit Kühlung lässt das gut gekühlte Pils vom Fass munter sprudeln, zum Leidwesen der Fremden ur für die Clubfreunde Werdern; denn Bier verkaufen wird und darf nicht sein. Manche trockene Kehle musste sich vom Eingang wieder abwenden, wo der Durstige zu seinem Erschrecken lesen musste: „Kein öffentliches Lokal. Pils wird nur an die Clubfreunde Werdern ausgeschenkt. In den Gasthäusern hier im Dorf werden sie königlich bedient.” Ein Witzbold hatte den letzten Satz ergänzt:” falls geöffnet”.

So treffen sich die Clubfreunde regelmäßig zum Skat oder aber auch zur Bewältigung wichtiger Probleme. Dabei notiert sich jeder seine Getränke selber, gibt seinen Obolus - und siehe da, die Kasse stimmt!

Seit der Fertigstellung der „Pinte” auf´m Werdern ist für die Werderschen Jungen und Mädchen die Welt wieder in Ordnung.

Reinhold Meyer

Kindergartenplätze frei

Der kath. Kindergarten St. Josef in Andreasberg kann zu Beginn des neuen Kindergartenjahres am 15. 8. 79 noch Kinder aufnehmen. Wer sein Kind noch anmelden möchte, kann dies im kath. Pfarramt Andreasberg (Tel. 518) oder bei der Leiterin des Kindergartens Frau Stratmann tun.

Vielleicht überlegt sich manche Ramsbecker Familie, deren Kind aus seltsamen Gründen, wie wir hörten, nicht im Ramsbecker Kindergarten untergebracht werden konnte, ob sie nicht im Interesse ihres Kindes dieses in den Kindergarten nach Andreasberg anmelden könnte.

Zu unserem Bericht „Kindergartenplätze frei” in Nr. 6/79 erhielten wir von Frau Heike Aust aus Heringhausen, z. Z. Vorsitzende des Kindergartenrates, folgenden Leserbrief. Wir veröffentlichen diesen Brief in vollem Umfang und weisen darauf hin, das er nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben muss.

Leserbrief

Zu unserem Bericht „Kindergartenplätze frei” in Nr. 6/79 erhielten wir von Frau Heike Aust aus Heringhausen, z. Z. Vorsitzende des Kindergartenrates, folgenden Leserbrief. Wir veröffentlichen diesen Brief in vollem Umfang und weisen darauf hin, das er nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben muss.

„Sehr geehrte Damen und Herren!”

In der oben angeführten Ausgabe Ihres Informationsblattes für Ramsbeck weisen Sie die Eltern auf noch freie Kindergartenplätze im Kindergarten Andreasberg hin. Dagegen ist nichts einzuwenden. Bedenklich ist nur Ihr fettgedruckter 2. Absatz dieser Notiz. Sie berichten von „seltsamen Gründen”, die Sie angeblich gehört haben, die dazu geführt haben sollen, dass einige Kinder Ramsbecks nicht im Kindergarten Ramsbeck aufgenommen werden konnten. Als Vorsitzende des Kindergartenrates, der über die Aufnahme der Kinder entscheidet, möchte ich diesem unsinnigen Geschreibsel eine sachliche Information gegenüberstellen. Für die Aufnahme in den Kindergarten gelten folgende Voraussetzungen:

1. Das Alter des Kindes:

Der Kindergartenrat ist der Meinung, dass ein fünfjähriges Kind im Hinblick auf die kommende Einschulung dringender einen Kindergartenplatz benötigt, als ein bei Antrag noch nicht einmal dreijähriges. Ein Kind, das kurz vor der Einschulung steht, braucht die Erfahrung mit Gleichaltrigen, das Spiel in der Gruppe und auch Freundschaften, die ihm den Schulbeginn erleichtern.

2. Soziale und gesundheitliche Verhältnisse:

Der Kindergartenrat ist der Meinung, dass in einer Zeit, in der von Kinderselbstmorden und Jugendkriminalität so selbstverständlich berichtet wird, wie von einem Fußballspiel, er die dringende Verpflichtung hat, die Kinder, die in irgendeiner Weise gefährdet oder benachteiligt sind, nach Möglichkeit in den Kindergarten aufzunehmen. Da wir uns im Jahr des Kindes befinden, müsste diese Voraussetzung eigentlich von allen Ramsbecker Eltern verstanden und begrüßt werden.

3. Ausländerkinder

Durch die Publikation der Presse werden wir immer wieder auf die Schwierigkeiten der Ausländerkinder hingewiesen.

Wenn es dem Kindergarten Ramsbeck gelänge, auch nur einen kleinen Teil der ansässigen Ausländerkinder betreuen zu können und ihnen dadurch die Eingewöhnung in unseren Kulturbereich zu erleichtern, würden wohl auch nicht zuletzt die Lehrer in den Grundschulen davon profitieren können. Hier liegt eine allgemeine Verpflichtung vor, dem Nachbarn, auch wenn er ausländisch ist, zu helfen.

Der Kindergartenrat in seiner Gesamtheit hat unter diesen Kriterien unabhängig, gewissenhaft und unparteiisch entschieden.

Es ist peinlich, wenn Mitbürger in Ramsbeck unbrauchbare „Thekeninformationen” anonym verbreiten und allem Anschein nach auch noch glauben, etwas Gutes getan zu haben. Vielleicht macht sich der Verfasser oder die Verfasserin den journalistischen Grundsatz zu eigen: erst denken und überprüfen, dann erst schreiben!

Mit freundlichem Gruß

Heike Aust

(Vorsitzende des Kindergartenrates in Ramsbeck)-

PS.: Da ich diese Notiz als einen unverschämten Angriff auf den Kindergartenrat ansehe, bitte ich Sie, den Brief im vollen Wortlaut in Ihrer nächsten Ausgabe zu veröffentlichen. Sollte das aus irgendwelchen Gründen Ihrerseits nicht denkbar sein, so bestehen nach Rücksprache mit der „Westfalenpost” und der Gemeinde Bestwig genügend Möglichkeiten, diesen Brief zu veröffentlichen!

Unsere Meinung:

Obwohl wir, wie Frau Aust meint, nur unsinniges Geschreibsel von uns geben, möchten wir doch Stellung nehmen.

Zu Punkt 1: Auch wir bejahen diesen Absatz, fragen uns aber, warum nicht nach ihm verfahren wurde. Nach unseren Informationen aus 1. Hand der Eltern (also nicht von der anonymen Theke) wurden anscheinend künstlich Sozialfälle aufgebaut, damit gerade drei Jahre alte Kinder in den Kindergarten aufgenommen werden konnten, während bald vierjährige zurückstehen mussten.

Zu Punkt 2: sind wir wieder einer Meinung mit Frau Aust, obwohl er überhaupt nichts mit unserem Bericht zu tun hat.

Zu Punkt 3: Erklärung siehe Punkt 2.

Abschließend bedanken wir uns für den Leserbrief der Frau Aust, zeigt er doch, dass unser Blättchen intensiv gelesen wird. Wir empfehlen unseren Lesern den „Wahlspruch”: Erst denken und überprüfen, dann erst schreiben.

Geschäftseröffnung

Am 1. August 1979 eröffnet Elektromeister Bruno Gördes aus Gellinghausen in Ramsbeck, Heinrich-Lübke-Straße 35, ein Elektro-Fachgeschäft. Dazu führt er Elektro-Handwerksarbeiten aus. Damit schließt sich in Ramsbeck eine Lücke im handwerklichen Angebot.

Neues Wartehäuschen

An der kath. Kirche in Andreasberg wurde von der Gemeinde ein neues Wartehäuschen errichtet. Die im Fachwerkstil gebaute Wartehalle für Busreisende passt sich gut ins Dorfbild ein.

Schützenfest-einmal anderes betrachtet

Jedes Jahr feiern die St. Hubertusschützen Schützenfest. Wenn Sie dann zum Feiern gehen, finden Sie es selbstverständlich, dass alles wie am Schnürchen klappt. Pannen werden Sie vielleicht unwillig zur Kenntnis nehmen.

Gewiss, vieles organisiert der Festwirt, aber schon Wochen vorher haben von freiwilligen Helfern die Schützenhalle und den Vorplatz auf Hochglanz gebracht. Die Eintrittsfähnchen werden den Schützen ins Haus gebracht, Musikkapelle und Knüppelmusik müssen verpflichtet werden. Andere Helfer haben sich der Kutsche anzunehmen, die traditionsgemäß zum Festzug am Sonntag gehört. In ihr wird das Königspaar durchs Dorf gefahren. Ein Problem sind die Pferde. Sie müssen besorgt und gewienert werden, wie die Kutsche, das Geschirr muss nachgesehen, geändert und ausgebessert werden:

Wenn das Fest gelaufen ist, sieht die Halle aus wie ein Schlachtfeld. Dann rücken die freiwilligen Helfer (es sind meist zu wenig und immer dieselben) dem Schmutz wieder zu Leibe und bringen die Halle auf Vordermann. Vielleicht denken Sie einmal an diese freiwilligen Helfer, wenn Sie in der schönen Ramsbecker Halle feiern. Vielleicht achten und beachten Sie auch, was freiwillige Helfer geschaffen haben - in vielen Stunden nach Feierabend und samstags. Vielleicht regt Sie dieser Bericht an, sich einmal in die Schar der Helfer einzureihen. Abgewiesen werden Sie sicherlich nicht.

Übrigens, wir haben keinen Namen genannt, wir hätten ja auch einen vergessen können.