November 1986

Zurück zum Archiv

Dezember 1986



Schützen hielten Rückschau

Im Mittelpunkt der GV der St. Hubertus-Schützen in Ramsbeck am 15.11. standen Neuwahlen. Vorsitzender Karl Brüggemann und sein Stellvertreter Johannes Knipschild stellten sich nach acht Jahren nicht mehr zur Wahl. Beiden dankte Hauptmann Reinhold Brau herzlich und übergab als Anerkennung für die geleistete Arbeit einen Blumenstrauß.

Neuer vorsitzender wurde Fritz Senge, sein Stellvertreter Josef Nölke. In den Festvorstand wurden wieder gewählt Reinhold Schirrey und Klaus Stremmer, erweitert wurde der Vorstand um Hans-Albert Nölke und Jochen Baetzel.

Wegen des Kaufs des Kindergartens werden vorerst größere Investitionen nicht getätigt, der Ausbau der Schützenhalle ist im Wesentlichen abgeschlossen. Die Schulden der Bruderschaft belaufen sich auf 220.000 DM.

Weiter mit dem KCR

Alle Teilnehmer der GV des KCR waren dafür, weiter eine große Prunksitzung zu veranstalten. Für den amtsmüden langjährigen Vorsitzenden Heinz-Josef Siepe wurde Horst Litsch zum Vorsitzenden gewählt, er ist auch Ehrenmitglied der Blaumeisen. Stellvertreter wurde Michael Schmitten, Schriftführerin bleibt Margret Kersting, Kassiererin wurde Christiane Wiemann., die Beate Köster ablöste.

Martinszug in Ramsbeck

Der traditionelle Martinszug begann mit einem Wortgottesdienst in der Kirche. Dann begann der Zug, dem St. Martin hoch zu Ross wohl zum letzten Mal im Bischofsgewand voranritt. Was dann folgte, kann man nur als wilde Horde bezeichnen, besonders hinter dem Pferde. Manche Kinder würden am liebsten noch unter dem Pferde herrutschen aus lauter Sorge, den Termin des Brezelverteilens nicht zu verpassen. Diese Angst ließ sie wohl auch die Martinslieder nicht mitsingen.

Emsig bemühten sich die Musiker aus Antfeld, zum Mitsingen anzuregen und den rechten Ton anzugeben: Es fruchtete recht wenig, nur an wenigen Stellen-ausgelöst durch mutige Erwachsene erscholl hin und wieder ein tapferer, wenngleich dürftiger Gesang. Dabei waren es in diesem Jahr soviel Teilnehmer wie kaum zuvor, die St. Martin durch den Kamp wieder zum Schützenplatz begleiteten.

Dort begann für die Kinder die Schlacht um die Brezel. Manche eilten dem Zug weit voraus, um den Zeitpunkt des Verteilens nur nicht zu verpassen. Dass dabei Mütter und Väter mit Kleinkindern erst einmal zurückstehen mussten, versteht sich von selbst. Ausgehungerte können nicht schlimmer zur Futterkrippe drängen, an der es für alle genug gab.

Martinszug in Andreasberg

Wann war der Gesang beim Martinszug besser als in diesem Jahr? Nachdem man wohl lange genug auf die Musik gewartet hatte, die Kinder unruhig und die Eltern verständnislos wurden, ging`s ohne Musik durch das Dorf. Und siehe da, jeder sang mit, jeder fühlte nun wohl, dass sein Mittun zum Gelingen beitrug. Völlig überflüssig das Hinzukommen der Musik auf der Wiemhufe.

Es kann für Verspätungen viele Gründe geben, die man vielleicht auch akzeptieren könnte, aber es wäre sicherlich nicht angebracht, diese Unpünktlichkeit lässig zu nehmen, weil ja „nur” Kinder warten mussten.

Ein Dankeschön an alle, die unseren Martinszug immer möglich machen, besonders an Familie Dickmann, die schon jahrelang „Ross und Reiter” für unseren Martinszug stellen. M. H.

E-Jugend Hallen-Kreismeister

Die E-Jugend bewies ihre blendende Form durch den Gewinn der Hallen-Kreismeisterschaft. In der Vorrunde schlug man Nuttlar 8:1. Velmede/Bestwig 8:0 und Wennemen mit 12:0. In der Endrunde gab es Siege gegen Kückelheim/Wenholthausen mit 4:2, Cobbenrode mit 8:0 und Remblinghausen mit 1:0 und damit die Endspielteilnahme. Nach der regulären Spielzeit stand es 1:1, im Sieben-Meter-Schießen siegte man mit 3:1 gegen Meschede.

Es spielten: André Friedrichs, Sven Heiken, Idris Topuz, Markus Vollmer, Mario Karfakis, Simon Kersting, Sebastian Klagges und Frank Vollmer. Stolz sind die Betreuer Hans-Josef Sommer und Willi Friedrichs.

Eine uralte Familie

Am 18. November konnten die elf Kinder der Familie Henneke aus Untervalme ein ungewöhnliches und einmaliges Jubiläum feiern: Zusammen wurden die sieben Mädchen und vier Buben 500 Jahre alt.

Der Reigen reicht von Waltraud (57 Jahre) über Agatha, Paul, Franz, Gertrud, Lilo, Lucia, Friedhelm, Karl und Hildegard bis zum Nesthäkchen Monika, die als gestandene Mutter auch schon 32 Lenze zählt. Immer dabei ist Mutter Maria, wenn gefeiert wird; sie wird im nächsten Jahr 80 Jahre alt. Vater Wilhelm, der nach dem Beinamen des Hauses der „Joister” genannt wurde, starb 1969. Bis auf Hildegard, die es nach Heidelberg verschlagen hat, wohnen alle in unserer näheren überschaubaren Heimat.

Errechnet wurde das biblische Sammelalter von den Frauleuten der Sippe, die runde Geburtstage durch Bierzeitungen zu würzen pflegen. Nahziel der Henneke-Geschwister dürfte die 600-Jahr-Feierin etwa neun Jahren sein. Natürlich soll dann auch noch die Mama dabei sein, wenn der liebe Gott mitspielt. Wir wünschen Euch das von Herzen.

Gemütliches Klassentreffen

Als der Jahrgang 1955/56 1962 eingeschult wurde, waren zusammen mit dem 2. Schuljahr über 50 Kinder in der Klasse. Nun traf man sich am 8.11. im Gasthof Kleine zum Klassentreffen, zu dem 14 ehemalige Schüler erschienen, u. a. aus Lübeck und Köln angereist. Zunächst besuchte man gemeinsam die Hl. Messe.

Beim Zählen des Familienstandes kam man schon auf 17 Kinder - und alle sind noch jung. Mit von der Party waren drei ehemalige Lehrer: Wilhelm Kruse, Dieter Schwermer und Johannes Knipschild, der 1. Klassenlehrer war.

Jubiläumsfeier von Schwarz-Weiß Andreasberg

Zur Jubiläumsfeier des Andreasberger Sportverein SW konnte Franz-Josef Becker viele Ehrengäste begrüßen: Bürgermeister Karl Senge, frisch genesen, Vertreter des Fußballverbandes, die Nachbarvereine und Vertreter der Banken. Ein besonderer Dank galt dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Karl-Heinz Hoof, der dem Verein in Monaten der Krise eine große Stütze war.

Alfred Wenzl ging in seiner Festrede nur kurz auf die Gründerjahre ein, da hier fast keine Unterlagen vorhanden sind. Er berichtete aber anschaulich von den schweren Zeiten, die hinter dem Verein liegen. So fuhr man mit einem Leiterwagen zu den Spielen. „Heute”, so Wenzl, „gehört hierzu ein GTI.” Dank sprach er besonders dem jetzigen Ehrenvorsitzenden Franz Becker aus, über 30 Jahre lang die Geschichte des Vereins geschrieben hat.

Paramentengruppe - klein, aber fein

Die sechs Mitglieder der Paramentengruppe von St. Margaretha sind einmal im Monat eifrig dabei, liturgische Gewänder für den Gottesdienst zu schaffen oder vorhandene auszubessern und zu ändern. Die Leitung der Gruppe hat Rosa Bagaric übernommen. So entstanden neue Gewänder für die Kerzenträger, dazu der vorhandene Bestand nachgesehen und „aufgemöbelt”.

Die fleißigen Damen mit der Nadel wollen noch weitere Messgewänder in rot und weiß herstellen. Eine Mordarbeit wird das Herstellen eines neuen Baldachins werden, der alte „Himmel” ist, wie man bei der letzten Fronleichnamsprozession feststellen konnte, in einem sehr schlechten Zustand.

Neue Mitglieder und Mithelfer sind bei Paramentengruppe sehr erwünscht, sie müssen aber nach Meinung von Rosa Bagaric über das nötige Können und die Ruhe für eine so schwierige Arbeit verfügen. Arbeit zur Ehre und für die Ehre Gottes - wer macht da mit?

Nun ade, du mein lieb Heimatland....

So beginnt das wohl älteste Westfalenlied, dessen Melodie zwar, dessen Text aber uns nicht mehr geläufig ist. Noch weniger bekannt ist der Schöpfer dieses Liedes, obwohl er für kurze Zeit in das Leben unserer Vorfahren in Ramsbeck und Andreassberg trat. Gemeint ist August Friedrich Georg Disselhoff, geboren 1829 in Soest.

Er war der Sohn des zur Arnsberger Regierung versetzten königlichen Zollinspektors Johann Dietrich Disselhoff und besuchte wie seine beiden Brüder das Gymnasium Lauretanum zu Arnsberg. Nach dem Abitur im Jahre 1848 wollte der junge August Disselhoff in Halle/Saale evangelische Theologie studieren.

Es galt Abschied zu nehmen, der ihm schwer geworden sein mag. Noch einmal stieg er hinauf auf den Schlossberg, an dessen Hängen das alte Schloss sich aufbaut. Oben stehen die Trümmer des alten Schlosses; von hier hat man eine herrliche Aussicht auf die Ruhr, welche die Stadt, Berge und Wälder wie eine Halbinsel umfließt.

So kamen dem fast Neunzehnjährigen auf seinem Lieblingsplatz die Verse in den Sinn: „Nun ade, du mein lieb Heimatland, Westfalen mein, ade!” (Nach einem Bericht seiner Tochter). - Die Melodie dieses so weltbekannt zum Volkslied gewordenen „Ade-Textes” war einem Musterungslied der damaligen Zeit entlehnt.

Seine Mitstudenten in Halle/Saale sangen oft und überall begeistert das Lied und änderten die Wörter „Westfalen mein, ade” bald - für alle Gegenden passend - um in „lieb Heimatland, ade”! Der Siegeszug des Liedes war nicht mehr aufzuhalten.

August Disselhoff beendete 1854 sein Studium. Er war zuerst kurze Zeit Kurprediger in Bad Oeynhausen und bekam am 1. März 1855 eine Aufforderung seines Superintendenten, nach Soest zu kommen, um mündlich mit ihm wegen einer Übersiedlung nach Andreasberg zu verhandeln.

Disselhoff erklärte sich dazu bereit und traf dort am 5. März ein. Weil weder eine Wohnung für ihn vorhanden war, noch ein Gasthof frei war, quartierte er sich bei einem Schulfreund ein. Seine Aufgabe als Pfarramtskandidat war nur provisorisch und monatlich kündbar. Er sollte gottesdienstliche Versammlungen, seelsorgliche Ansprachen, Unterweisung der Jugend etc. abhalten und Krankenbesuche machen. Taufe und Abendmahl gehörten nicht in seine Zuständigkeit.

Der junge Kandidat war gerade 25 Jahre alt und hatte bei seiner Zusage wohl nicht gewusst, was ihn in der gerade entstandenen Bergarbeiter-Kolonie erwartete: Es galt mit über 1.000 Seelen eine neue Gemeinde unter größten Schwierigkeiten aufzubauen und am Leben zu erhalten. Die Zustände der damaligen Zeit sind an anderen Stellen schon genügend geschildert worden, so dass hier ein Hinweis genügt. Disselhoff hat bestimmt sein Bestes gegeben: Er wollte sogar an der Stelle der heutigen katholischen St. Barbara-Kirche eine evangelische Kirche für 2.000 Menschen bauen.

Bereits im Mai 1855 wurde er als Pfarrer nach Schwelm berufen. Er weigerte sich aber, „unter keiner Bedingung eher hier fortzugehen, bis ich meinen Posten einem Nachfolger übergeben habe.” Erst am 9. September 1855 verabschiedete er sich von seinen Gemeindemitgliedern in Andreasberg. Er schrieb in seinem Bericht

„Mag die Sache werden wie sie will, ein evangelischer Stamm wird hier bleiben, groß genug, um eine kräftige Gemeinde zu bilden. Gott der Herr hat nach seiner wunderbaren Weisheit diesen Stamm mitten in das katholische Land hineingesetzt, dass er Wurzeln schlage, wachse, Zweige gewinne und dass die kleinen, zerstreuten Gemeindlein unter diesen Zweigen sich sammeln können. Noch ist´s ein wilder Stamm... Unser ist´s zu arbeiten, soweit unser Vermögen reicht. Und Gott der Herr wird Gedeihen geben. Er mache unser Andreasberg zu einer Stadt auf dem Berge!”

In Schwelm heiratete der junge Pastor seine Lebensgefährtin Pauline Springorum. 1865 ging er als Pfarrer zur St. Jakobi-Gemeinde nach Berlin. Kurz darauf starb seine Frau nach der Geburt des 3. Kindes. Disselhoff gründete einen Verein für private Krankenpflege, einen Schwesternverband und einen Beschäftigungsverein für arbeitslose Näherinnen und Stickerinnen.

Ein schweres Augenleiden führte mehr und mehr zu seiner Erblindung.; deshalb musste er gegen Ende der achtziger Jahre sein geliebtes Pfarramt aufgeben. Als Erblindeter erteilte er jedoch Religionsunterricht an der Töchtererziehungsanstalt des Mutterhauses Kaiserwerth in Hilden bei Düsseldorf. Dort blieb er 14 Jahre unter der Obhut seines älteren Bruders und zog dann zu seiner jüngsten Tochter Pauline nach Allstedt. Hier starb er am 9. März 1903.

An seinem 100. Geburtstag am 25.11.1929 stand an seinem Grabe auf dem Allstedter Friedhof auch eine Abordnung jener Studentenverbindung aus Halle, die zuerst sein Lied sang:

Nun ade, du mein lieb Heimatland,
lieb Heimatland ade!
Es geht jetzt fort zum fremden Strand,
lieb Heimatland ade!
Und so sing ich denn mit frohem Mut,
wie man singet, wenn man wandern tut.
Lieb Heimatland ade!

Wie du lachst mit deines Himmelsblau,
lieb Heimatland ade!
Wie du grüßest mich mit Feld und Au,
lieb Heimatland ade!
Gott weiß, zu dir da steht mein Sinn,
doch nun zieht´s mich zu der Ferne hin,
lieb Heimatland ade!

Begleitest mich, du lieber Fluss,
leb Heimatland ade!
Bist traurig, dass ich wandern muss,
lieb Heimatland ade!
Vom moos´gen Stein am wald´gen Tal,
ja, da grüß ich dich zum letzten Mal,
lieb Heimatland, ade!

Quellen: Zeitschrift des sauerländer Heimatbundes vom März 1884

Bericht von A. Disselhoff vom 25.4.1955, Originalkopie

SieH