Dezember 1979

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Januar 1980



Kinderheim St. Altfried Berlar

Im Dezember feierte man im Kinderheim St. Altfried Berlar Richtfest, der erste Schritt war getan, dass diese Erholungsstätte für Kinder ein Schwimm- und Bewegungsbad erhält. Träger des großen Hauses, das 1964 eingeweiht wurde, ist der Caritasverband für das Bistum Essen. Der Name Altfried kommt vom Schutzpatron der Diözese Essen.

Seit 1968 leiten Barmherzige Schwestern von der hl. Elisabeth, deren Mutterhaus in Essen-Bredeney ist, das Haus. Oberin ist Schwester Martina, gebürtige Sauerländerin aus Medebach. Ihr zur Seite stehen Schwester Matthea, die lange Jahre Oberin war, Schwester Angela, Schwester Brigitte und Schwester Apollonia, die für die Küche verantwortlich ist. In Ramsbeck ist sie wegen ihrer ausgezeichneten Erbsensuppe zum Pfarrfest bekannt. Zum Personal gehören noch sieben Kinderpflegerinnen und Hilfskräfte.

Normal hat das Haus 96 Betten, im Sommer kann man mit Hilfe von Zusatzbetten sogar 156 Kinder aufnehmen. Durchschnittlich hat das Haus im Jahre rund 20.000 Übernachtungen. War es ursprünglich als Kinderkurheim gedacht, so sind heute nur noch zwei von insgesamt sechs Betreuungsgruppen „Kurkinder”, die sechs Wochen bleiben.

Um das Haus auszulasten, das sowieso ein Zuschussbetrieb ist, ergriff man Sondermaßnahmen. Heute sind viele körperlich und geistig behinderte Gäste, deren man sich liebevoll annimmt. Für diese Kinder, die gewiss nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ist ein Aufenthalt in Berlar immer ein Erlebnis, ihnen kommt das neue Schwimmbad besonders zugute.

Als Geste der guten Nachbarschaft wird das Bad nach der Fertigstellung der Berlarer Bevölkerung zum Benutzen zur Verfügung gestellt. Die Schwestern bitten auch um Nachsicht, wenn die Kinder schon mal ein wenig Unsinn machen. Waren wir alle nicht mal klein und immer brav? Lobend erwähnen wollen wir auch die Hilfsbereitschaft der Schwestern, die immer selbstlos einspringen, wenn man sie um etwas bittet.

Heimat - was ist das?

In Amerika verbrachte er fast zehn Jahre, die Schweiz, Frankreich, Rumänien, Ungarn, Persien, die Sunda-Insel Java waren weitere Stationen seines Lebensweges, der ihm als Spezialist für Zuckerverarbeitung und als Erfinder eines Filters in der Fachwelt weithin Anerkennung einbrachte.

Dennoch: „Ich bin jetzt wieder mit meinen Gedanken, meinem Herzen in Berlar, wo ich am Allerheiligentage 1854 zur Welt kam.” Die Rede ist von Wilhelm Kathol, der seine Erinnerungen schlicht „Bassmes Hof” nannte und damit zugleich die Lebens- und -Erfahrungswelt seiner Kindheit umreißt, die ihm in der Ferne immer erneut plastisch vor Augen tritt.

Die Industriewelt, in der er Erfolg und Ansehen erwarb, kontrastiert mit der kleinräumigen bäuerlichen Welt um den Bastenberg, zu der in seinen Gedanken immer wieder zurückfindet, teils hochdeutsch, teils plattdeutsch. „Meine Schauljohre”, „Handwerker und Hausierer”, „Bauernkalender”, „Sumer”, „Herbst”, „Winterowend”, „Meine Lehrjahre” schildernd. Überaus anschaulich, mit Anekdoten gespickt, wird da dörflich-bäuerliches Leben gegenwärtig: Aussaat und Ernte, Schule und Kirchgang, Geburt, Hochzeit und Tod.

Und wie speiste man?

„Das Mittagessen in Baßmes Hof war recht einfach. Meistens gab es eine kräftige Suppe mit viel Erbsen und Bohnen, Grütze oder geschälter Gerste, die wieder mit Holzlöffeln aus drei Schüsseln gegessen wurde. Dann kamen drei gefüllte Schüsseln mit durcheinander gekochten Stampf-Kartoffeln und Gemüse auf den Tisch.

Zweimal in der Woche gab es dazu Rauchfleisch oder Wurst von den im Winter geschlachteten Kühen und Schweinen. Für das Fleisch stand vor jedem Tischgenossen ein flacher, runder Holzteller, neben dem Messer und Gabel lagen. Kartoffeln und Gemüse konnte jeder soviel essen, wie er wollte, und außerdem war reichlich Brot bei jeder Mahlzeit vorhanden. - Ich glaube nicht, dass jemals einer ungesättigt den Tisch verlassen hat.”

Und „Sültemaus” oder „Sültappel” - wer kennt das noch? - gehörten zu den selbst hergestellten Köstlichkeiten auf dem sauerländischen Bauernhof.

Kathol war kein Schwätzer, der sich in Nebensächlichkeiten verliert, bäuerliche einfache und moderne Lebensformen werden ihm zu einem fragwürdigen Gegensatz, den er seinen Kindern und Enkeln deutlich machen will, ohne sie penetrant zu belehren zu wollen.

Heimat bedeutet ja nicht nur Schutz und Geborgenheit der Kinderjahre, bedeutet vor allem nicht realitätsferne Rührseligkeit, und nostalgische Rückwärtsgewandtheit in eine Zeit, deren man sich ja eigentlich weitaus überlegen fühlt. Heimat bedeutet Behausung, Einrichtung, Lebensform, bedeutet schlechthin Kultur im weitesten Sinne.

Wie reichhaltig bietet sich dem Betrachter die sauerländische Fachwerkarchitektur: das Holzgerippe mit den weißen Feldern, ein Beispiel von Ebenmaß und symmetrischer Ausgewogenheit, der Formenreichtum der Portale, die Inschriften und Symbole auf den Türbalken. Da finden sich Jahreszahlen und Daten, Namen der stolzen Erbauer, kurze Vermerke über Niedergang und Wiederaufbau, Feuersbrunst und Neugründung.

Heimat ist eben nicht nur räumlich zu verstehen, sondern bedeutet auch Erfahrung der Zeit, in der Menschen leben, eröffnet über Generationen hinweg Sinn für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Über dem Eingang eines alten Bauernhauses in Kirchveischede steht der Satz: „Wir bauen al hir auf Erden fest und seind doch so fremde Gest...” Wieviel Skepsis gegenüber dem eigenen Tun kommt hier zum Ausdruck. Das Leben wird in seiner Vorläufigkeit und Bedrohtheit bewusst, konkret erfahren an Geburt, Sterben und Tod, die in früheren Zeitaltern noch von der Familie mitgetragen wurden.

So gesehen ist Heimat alles andere als Blut- und Bodengeraune oder Postkartenidylle, sie ist ein geistiger und religiöser Raum, der dem Menschen Orientierung und Halt gibt, ihn sein diesseitiges Leben aus der Dimension christlicher Glaubenshaltung begreifen lässt.

Damit aber ist Heimat eingeordnet in die europäisch-christliche Tradition, die auch im Sauerland durch Kirchen und Klöster in eindrucksvoller Weise vermittelt wurde. Die romanischen Deckenfresken in der Dorfkirche zu Berghausen, das mittelalterliche Gewölbe in der Wormbacher Kirche oder ein romanisches Kruzifix in der Kirche zu Elspe künden von solchen übergreifenden Zusammenhängen, in die sich Menschen einbezogen sahen.

>Der Einbruch der Industrie, Fluktuation der Bevölkerung, Armut und Unsicherheit, Elendsquartiere und profitsüchtige Spekulanten, wovon in dem Band „Blei und Zink im Hoch und Tief” erzählt wird, dies alles bietet das Gegenbild, ja die Zerstörung der Heimat. „Heimat” wurde nun als Thema billiger Groschenromane verramscht, auf Ölbildern zum Kolossalkitsch deklassiert und in rührseligen Schnulzen zum Kassenhit hochgeträllert.

Man ist mit Recht unsicher geworden vor allem, was mit „Heimat” zu tun hat, da man sich kaum noch mit diesem Begriff zu identifizieren mag; aber wo bietet sich Ersatz? Die Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz hat die Ratlosigkeit dieser Situation ebenso treffend gekennzeichnet wie entlarvt:

„Ansprüche an eine geschmückte Umgebung sind etwas Städtisches, unter Traum von Natur in kleine Bilder zusammengedrängt, ein Teich mit Schwänen, eine Bank unter Trauerweiden, ein Rosenrondell im Park. Auf dem Dorf taucht dergleichen jetzt auch auf, Geranienkästen am Brückengeländer, Rasenflächen neben der Schule, vor dem Rathaus die alte Feuerwehrspritze, bunt bemalt und mit Fuchsien bepflanzt. Was soll das, hätten die Dörfler früher gefragt....”

Friedrich Schroeder

Neue Schutzhütte für Schulkinder aus Valme

In der Untervalme wird am Ortseingang eine Schutzhütte für die auf den Schulbus wartenden Kinder errichtet. Im neuen Haushaltsplan sind dafür Mittel eingesetzt worden. Am Bolzplatz in Obervalme werden drei neue Bänke aufgestellt. Die Valme ist schließlich kein Stiefkind der Gemeinde Bestwig.

Neue Bühne in der Schützenhalle Ramsbeck

Pünktlich zum Karneval soll in der Ramsbecker Schützenhalle die neue Bühne fertiggestellt sein.; die alte Bühne war nur ein Provisorium auf Hohlblocksteinen. An ihre Stelle kommt ein gemauerter Untergrund, auf den eine Balkenlage sowie Bretter und ein feuerfester PVC-Teppich kommen. Die neue Bühne wird die ganze Wandseite einnehmen.

Zukunftsmusik ist, dass ein großer Vorhang von der Decke bis zum Boden herabhängen wird. Kühne Leute träumen von einer Theatergruppe, die sich bilden könnte. Wäre das nicht eine tolle Sache? Zunächst aber müssen fleißige Schützenbrüder noch kräftig Hand anlegen, die Bühne wird immerhin 117 qm.