Dezember 1981

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Januar 1982



Zur Jahreswende - vor 40 Jahren

Heute veröffentlicht „RuR” erstmalig Auszüge aus der Chronik der damals selbständigen Gemeinde Ramsbeck, die von Caspar Schmelzer unter der Mitarbeit des Standesbeamten Bernhard Gerke und des Apothekers Dr. Schütte verfasst wurde. Die Chronik steht unter dem Motto: „Das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alles gleich”.

Begonnen wurden diese Aufzeichnungen am 31. März 1940 (Weißer Sonntag) nachmittags 14.00 Uhr. Damals dauerte der 2. Weltkrieg bereits über ein halbes Jahr. In unserem Bericht wollen wir jedoch die Jahre 1940/41 überspringen und uns nur auf den Jahreswechsel 1941/42 konzentrieren, d. h. auf die Monate Dezember und Januar. Wir geben den gesamten Beitrag im Original-Wortlaut wieder. Manche Formulierungen sind sicherlich bedingt durch die damalige politische Situation in Deutschland entstanden, und werden bei unseren älteren Lesern nicht immer angenehme Erinnerungen wecken. Aber wir glauben, dass auch der aufmerksame junge Leser zum Nachdenken angeregt wird.

„Niederschrift am 7. 12. 1941:

Am Donnerstag, dem 27. 11. wurde im Gefolgschaftsheim „Friedrich Schiller” gezeigt.

Dem Vorarbeiter Fritz Althaus aus Ramsbeck wurde am 27. 11. vom Führer die Kriegsverdienstmedaille verliehen.

Der Bastenberg trägt seit gestern Abend zum dritten Mal in diesem Herbstwinter eine weiße Wintermütze. Wahrscheinlich hat er sie sich übergestülpt, um seinen alten Freund St. Nikolaus in einem der Jahreszeit entsprechenden Gewande begrüßen zu können. Denn der Kalender, der den Anfang des Winters auf den 21. Dezember legt, stimmt für das Hochsauerland kaum zehn mal. Meistens hat der Winter längst begonnen, wenn St. Nikolaus seine abendliche Wanderung in den Dörfern unserer Gemeinde antritt. Der Nikolausbesuch von Haus zu Haus, diese uralte schöne Sitte, gibt dem Abend des 6. Dezember seine eigene geheimnisvolle Note.

Der Krieg hat die Kaninchenhaltung in unserem Industrieort sehr gefördert. Die Ortsfachgruppe der Kaninchenzüchter zählt z. Z. etwa 100 Mitglieder. Mehrere hundert guter Zucht- und Rassetiere sind vorhanden.

Der Grubenbetrieb veranstaltete am Samstag, dem 6. Dezember, in den Räumen des Beamtenkasinos eine Jubilarfeier für langjährige verdiente Arbeitskameraden. Es wurden geehrt und beschenkt: Für 40-jährige Betriebszugehörigkeit Albert Netternmann und Johann Padberg, beide aus Ramsbeck; für 25-jährige Betriebszugehörigkeit Heinrich Bremerich, Wilhelm Lüttecke, Josef Mette, Gustav Nölke, Paul Nölke, Fritz Schmitten, Anton Stappert (alle aus Ramsbeck) Fritz Donner, Josef Niemann, Bernhard Schlöffel, Heinrich Sommer, Josef Wegener (alle aus Neu-Andreasberg).

Niederschrift am 31. 12. 1941:

Am letzten Tage des so überaus ereignisreichen Kriegsjahres 1941, in dessen letztem Viertel sich der Krieg durch den Eintritt Japans und Amerikas zu einem 2. Weltkrieg erweiterte, hat der Chronist die schmerzliche Aufgabe, den Tod zweier junger Soldaten unserer Gemeinde zu notieren, die im Kampf gegen den asiatischen Bolschewismus für eine bessere Zukunft fielen. An den Folgen einer tückischen Krankheit starb im blühenden Alter von 20 Jahren auf dem östlichen Kriegsschauplatz Max Schäfers, Sohn des Maschinensteigers Schäfers aus Ramsbeck. Das Grab von Max Schäfers liegt in der Nähe von Nossowije - etwa 100 km südlich von Kalinin (Twer) und 50 km östlich Systschewka.

Am 29. November 1941 fand den Heldentod vor Moskau der Soldat Josef Löffler aus Berlar, zweiter Sohn des Bauern Josef Löffler.

Der Grubenbetriebsführer Wilhelm Fachinger wurde am 15. November 1941 von hier an die Lahngruben der Gesellschaft versetzt, nachdem er elf Jahre lang im hiesigen Bergbau erfolgreich tätig war.

Auch zum diesjährigen Weihnachtsfest - es waren stille, aber umso innigere Feiertage - gingen bei der Grubendirektion zahlreiche Dankschreiben von zum Heeresdienst eingezogenen Gefolgschaftsmitgliedern ein, die die gute Ankunft und freudige Aufnahme von inhaltlich wertvollen Weihnachtspäckchen meldeten. Wenn wir diese vielen Briefe und Karten durchlesen, finden wir immer wieder die enge Verbundenheit zur Heimat betont.

Im Geiste ist so mancher Kamerad des öfteren auf seiner alten, trauten Arbeitsstätte und unterhält sich mit seinen früheren Arbeitskollegen. Er sehnt den Tag herbei, an dem er wieder in das große Heer der Schaffenden in der Heimat eingereiht werden kann - nach dem Endsieg, für den es vorläufig noch zu kämpfen gilt mit echter sauerländischer Zähigkeit und unbeirrbarer Siegeszuversicht. Das ist so im Kurzem der Inhalt all der vielen lieben Schreiben, die zum Hochfest aus allen Teilen Europas angeflattert kamen.

Feldpostbriefe, so schlicht und einfach ihr Inhalt auch sein möge, behalten über den Tag hinaus ihren Wert. Wir in der Heimat werden all das, was in diesem großen Krieg aus der Front geschrieben wird - manchmal unter recht schwierigen Verhältnissen, in einer Gefechtspause, mit dreckverklebten Händen und müde gewordenen Augen - getreulich sammeln als Dokumente eines heroischen Geschlechtes, das nicht untergehen kann.

Am 2. Weihnachtstage gegen Abend setzte stärkeres Schneien ein. Die darauf folgenden Tage brachten bei mäßig tiefem Schnee recht niedrige Temperaturen. Heute am letzten Tag des sterbenden Jahres beginnt es draußen zu tauen, die denkbar ungünstigste Witterung für die jugendlichen Sänger in der kommenden Neujahrsnacht.

Niederschrift am 11. 1. 1942:

In Memnio, ostwärts von Leningrad, ist am 12. Dezember der Pionier Ludwig Heimes, Sohn des Bauern August Heimes (Junkern) aus Ramsbeck gefallen. „Aus seinem Beruf als Schreiner und seinem Familienglück” lesen wir in dem schönen Totenbrief, „folgte er dem Rufe unter die Fahnen. Vom ersten Tag des Feldzuges in Russland an stand er heldenmütig in zahllosen harten Kämpfen, trug er unsägliche Strapazen in Gedanken an seine Lieben in der Heimat, die er im September 1940 zuletzt sah. 33 Jahre alt brachte er im Glauben an seinen Erlöser das höchste Opfer für uns und sein geliebtes Vaterland." Ludwig Heimes wohnte in Herzebrock und hinterlässt eine Gattin mit zwei unmündigen Kindern.

Zum Heldentode des jungen Josef Löffler aus Berlar ist nachzutragen, dass es ein ganz großes Sterben in vorbildlicher Kameradschaftstreue war. Nach einem Gefecht trug Löffler einen schwer verwundeten Kameraden zurück. Bei diesem Liebesdienst traf ihn aus dem Hinterhalte eine russische Kugel. „Ich hatt` einen Kameraden, einen besser`n find´st du nit”.

Vom Standesbeamten Bernhard Gerke ging an die Chronik folgender Jahrebericht ein:

Summarischer Auszug aus den Zivilstandsregistern des Standesamtes Ramsbeck für das Kriegsjahr 1941:

1. Eheschließungen 18

2. Geburten (einschl. Totgeburten) - 52
I. a) männlich - 24
b) weiblich - 28
II. a) lebendgeboren - 51
b) tot geboren - 1

3. Todesfälle (einschl. Totgeburten) - 30
a) männlich - 13
b) weiblich - 17

Niederschrift am 18. 1. 1942:

In den letzten 14 Tagen herrschte in unserem Berglande bei leichter Schneedecke bittere Kälte. Die Valme ist an mehreren Stellen zugefroren. Die Kälte dauert noch an.

In zahlreichen Feldpostbriefen schildern unsere Soldaten die durchaus unparadiesischen Zustände in Sowjet-Rußland. Diese anschauliche Schilderung veranlassten den Chronisten, das Bild vom Sowjetparadies in einigen Versen der Nachwelt zu übermitteln:

Das Paradies ist wieder da!
Soldaten tun nicht lügen.
So mancher es in Russland sah
Mit eig´nen Augen, greifbar nah,
Vor Moskau und am Dnjepr liegen

Er schrieb es uns so deutlich hin
In Briefen und auf Karten:
„Wir sitzen jetzo mitten drin -
O, welch ein gräulicher Gewinn -
Im schönsten Paradiesesgarten.

Der Bauer pflügt, doch erntet kaum
Der Ärmste, was er säte.
Sattessen fast ein leerer Traum
Auf fruchtbar weitem Heimatraum
Ein andrer seine Felder mähte.

Dem Arbeitsmann `s nicht besser geht:
Was war sein sinnlos Schaffen!
Sein Hüttlein dennoch frierend steht,
Die Not durch alle Löcher weht
Im hochgelobten Land Schlaraffen.

Und Lachen steht in kargem Sold,
Die Freude fortgeflogen,
Das Glück nur wen`gen Prassern hold,
Der Stumpfsinn durch die Gegend tollt
Wie bist du, Paradies, verlogen!

„Das Paradies ist wieder da!”
So schreiben die Soldaten.
„Doch wer´s mit wachen Sinnen sah,
Wie´s wirklich ist, so all zu nah,

Unsere Gemeinde hat bei der Woll- und Wintersachensammlung außerordentlich Großes geleistet. Durch restlosen Einsatz aller Haushaltungen konnte ein Ergebnis von 1513 Einzelstücken erzielt werden, eine Zahl, die Lob verdient und einen würdigen Dank an unser kämpfendes Ostheer darstellt.”

Heiligenfiguren

In St. Margaretha wurden an beiden Seitenwänden je drei Heiligenfiguren auf handgeschmiedeten Podesten wieder aufgestellt. Wie uns Alfred Braun vom Pfarrgemeinderat sagte, ist angeblich nicht genau bekannt, wie diese Figuren nach Ramsbeck kamen und wen sie im Einzelnen darstellen. Vielleicht weiß einer der älteren Bewohner Ramsbecks etwas darüber zu berichten, es wäre sicherlich wissenswert.

Qualitätsbrot

Bei den Brotprüfungen durch den Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks erhielt Bäckermeister August Becker aus Ramsbeck für sein Roggenmischbrot die Höchstpunktzahl und damit die Note „sehr gut”. Bewertet werden bei solchen Prüfungen der Säuregrad, die Porung, und die Kruste des Brotes, sowie das Gesamtaussehen. Für den jungen Bäckermeister ist dies ein sehr schöner Erfolg. Herzlichen Glückwunsch!

Die Skiabteilung des TuS berichtet

Die durch die Interessengemeinschaft „Langlauf-Freunde” im Jahre 1980 erworbene Pistenwalze ist in der Zwischenzeit in das Eigentum des TuS, speziell der Skiabteilung, übergegangen. Da er’s sich um eine gebrauchte Pistenwalze handelte, war nach Ende der Wintersaison eine Generalüberholung des Gerätes erforderlich.

Von vielen freiwilligen Helfern wurde nun nach Feierabend in monatelanger Arbeit die Pistenwalze generalüberholt. Ohne die Großzügigkeit des Busunternehmers Bruno Wüllner, der für die Arbeiten an der Walze, bei der selbst mit Hand anlegte, einen Unterstellschuppen und seine Werkstatt zur Verfügung stellte, hätten die Arbeiten nicht so gut durchgeführt werden können. Allen sei ein herzliches Dankeschön gesagt.

Firma Heimes feierte

Ein großer Teil der Belegschaft der Baufirma Heimes hatte sich im Werderneck versammelt, um ein freudige Ereignisse im Firmenleben zu feiern. Juniorchef Manfred Reker konnte dazu auch Vertreter der Bau-Berufsgenossenschaft begrüßen.

Zunächst konnte Günther Nolte aus Nuttlar, lange Jahre schon Polier bei der Firma, eine Auszeichnung für hervorragende Verdienste um den Unfallschutz entgegennehmen. Ein Vertreter der Bau-Berufsgenossenschaft hob das partnerschaftliche Verhältnis zum Arbeiter und die beratende Aufgabe seiner Organisation hervor, die ja letztlich dem einzelnen Arbeiter zugute käme. Erhob hervor, dass die Firma Heimes in der Unfallstatistik sehr günstig stehe - vielleicht eine Frucht aufklärerischer Arbeit.

Mit launigen Worten ehrte Seniorchef August Heimes Erwin Blomendahl aus Bödefeld für 25 Jahre treue Zugehörigkeit zur Firma. So überreichte er ihm eine Uhr mit der Bemerkung, sie möge ihm helfen, dass er morgens nicht zu spät zur Arbeit komme und abends nicht zu früh Feierabend mache.

Es schloss sich dann ein sehr interessanter Diavortrag über die Widrigkeiten an, die einem Vertreter der Berufsgenossenschaft auf den einzelnern Baustellen ins Auge fallen. Da war schon manches haarsträubend, wie auch die Kommentare der Heimes-Leute bewiesen. Bei lustiger Geselligkeit saß man noch einige Zeit zusammen.