Juni 1982

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Juli 1982



Ramsbeck - von gestern bis heute

Rechtzeitig zum 125-jährigen Bestehen der Schützenbruderschaft St. Hubertus 1867 Ramsbeck erscheint der von der Schützenbruderschaft herausgegebene Bildband: „RAMSBECK - VON GESTERN BIS HEUTE”.

Um es gleich vorweg zu sagen, diese Schrift- und Bilddokumentation erhebt nicht den Anspruch darauf, eine vollständige Chronik unseres Dorfes zu sein. Es wurde vom Autor Engelbert Prein vielmehr versucht, den Werdegang unseres Dorfes und seines Vereinslebens in Streiflichtern darzustellen.

Dies scheint uns durch die Vielzahl der ausgewählten Bilder und die erläuternden Texte hervorragend gelungen zu sein. Reizvoll für den Leser dürfte sicherlich sein, dass viele der Bilder und Dokumente erstmals veröffentlicht werden.

Die Schützenbruderschaft hat mit diesem Bildband zeigen wollen, dass für sie der Wahlspruch „Glaube, Sitte, Heimat” kein gedankenloses Wort ist, sondern dass sie als größter Verein Einfluss auf die Entwicklung Ramsbecks nehmen will und 125 Jahre lang genommen hat.

125 Jahre St. Hubertus-Schützenbruderschaft

Auf eine bewegte Vereinsgeschichte kann in diesem Jahr unsere Schützenbruderschaft zurückblicken. 1857 ist die Glückszahl für dieses wohl größte Ereignis in diesem Jahr für unsere Dorfgemeinschaft. Deshalb wird es auch einen besonderen Festablauf für das diesjährige Jubiläums-Schützenfest geben.

Freitag, den 9. Juli 1982, findet um 19.30 Uhr in der Schützenhalle ein großer Festakt statt. Zu diesem Festabend werden Ehrengäste aus der Politik sowie des Kreisschützenbundes erwartet. Alle Könige der Bruderschaft haben ebenfalls ihre Zusage gegeben, an dieser Feierstunde anlässlich des Jubiläums teilzunehmen.

Ein Hauptpunkt an diesem Abend wird die Jubilarehrung der Schützenbrüder sein, die 25, 50 und 60 Jahre unserer Bruderschaft die Treue gehalten haben. Nach den offiziellen Reden und Ehrungen wird dann das Buch „Ramsbeck-von gestern bis heute” den Anwesenden vorgestellt. Ab 21.30 Uhr gibt es ein gemütliches Beisammensein mit Tanz, zu dem der Musikverein Alme aufspielt.

Samstag treffen sich um 14.00 Uhr alle Könige und Schützenbrüder auf dem Schützenhof zum Kaiserschießen. Daran schließt sich die Proklamation und ein gemütliches Beisammensein an. Um 18.30 Uhr ist Antreten zum Umzug und Aufsetzen des Vogels. Es schließt ein Konzert und um 21.30 Uhr der Große Zapfenstreich an.

Der Höhepunkt des Jubilarfestes dürfte der Sonntag werden. Nach dem Festhochamt beginnt der Frühschoppen. Um 13.30 Uhr ist Antreten auf dem Sportplatz und der Empfang der auswärtigen Vereine. Zum großen Festzug haben sich neben den Bruderschaften der Gemeinde auch die Schützenbrüder aus Bödefeld, eine 120 Personen starke Abordnung der Schützenbruderschaft Hürtgenwald in der Eifel (Heimat von Karl Schweitzer) und die Schützenbruderschaft Werl angemeldet.

Es wird sicherlich ein Festzug werden, wie er in Ramsbeck noch nie gewesen ist. Die Jubiläumsbruderschaft nimmt an diesem Festzug teil mit dem Kaiser 1982, dem Schützenkönig Rudolf Tusch und Königin Tina Böhle sowie Vizekönig Manfred Schreck mit Königin, dazu alle Könige und Schützenbrüder. Auch der Kreisvorstand des Schützenbundes Meschede nimmt mit Standarte teil.

Musikalisch begleitet wird der Festzug vom Musikverein Alme, dem Spielmannszug Kallenhardt, dem Fanfarenzug Nuttlar, der Schützenkapelle Hürtgenwald, dem Fanfarenzug Werl und der Knappenkapelle Meggen. Nach dem Festzug findet um 17.30 Uhr der Königstanz aller Königspaare statt. Abends steigt um 20.900 Uhr der große Festball.

Der Montag nimmt dann wieder seinen gewohnten Lauf: Antreten, Abholen des Hauptmanns Königs und Vizekönigs und das Vogelschießen. Zum Festausklang gibt es um 19.00 Uhr den abschließenden Festball.

Es dürfte in diesem Jahr für alle Schützenbrüder eine besondere Ehrensache sein, am Festhochamt und den Festzügen teilzunehmen. Die Bevölkerung unseres Dorfes wird gebeten, an den Festtagen ihre Häuser zu beflaggen.

Ein in Landarzt

Fahrt über Land. Aus dem Auto heraus beobachtet man dörfliches Leben: Hoch beladene Erntewagen werden von schweren Ackergäulen in die Scheune gefahren, Hühner spazieren auf der Straße. Der würzige Geruch des frischem Heus dringt aus Scheuen und Ställen, breitete sich aus in die engen Straßen; Kühe werden heimgeholt und steuern gemächlich, aber zielbewusst, ihren Lagerplatz an.

Der Doktor hat noch Krankenbesuche zu machen, eilt mit seiner Instrumententasche aus dem Auto zu seinen Patienten, gibt hier eine „Spritze”, legt dort einen Verband an die eiternde Wunde, nicht ohne den Kranken mit tröstenden und aufmunternden Worten Mut zu machen. Oft wird er auch zur nächtlichen Stunde gerufen: Ein Kind wird geboren, nachdem der Arzt für eine problemlose Entbindung gesorgt hat. So wird es gewesen sein.

Wenn er dann nach einem arbeitsreichen Tag nach Hause fährt, erwarten ihn Gäste in seiner großen Bibliothek. 1938, am Vorabend des 2. Weltkrieges, haben sich in Siedlinghausen bedeutende Musiker wie Gustav Scheck und Fritz Neumeyer, der Dichter Konrad Weiß, der Bildhauer Eugen Senge-Platten und - nicht zuletzt - der Münsteraner Philosoph Josef Pieper versammelt.

Man musiziert und diskutiert, beredet das Werk von Konrad Weiß und denkt gemeinsam über die Schriften großer Philosophen nach. So geht es über Jahre. Die Schriftsteller Ernst und Friedrich-Georg Jünger weilen in Siedlinghausen, oft trifft man dort den Staatsrechtslehrer Carl Schmitt. Mittelpunkt und zugleich Mäzen aber war der praktische Arzt Dr. Franz Schranz, der vielen älteren Mitbürgern in unserem Raum noch bekannt ist. An Sommerabenden hörte man Stücke aus dem „Wohltemperierten Clavier” oder den Partien von Bach, der Cembalist Neumeyer hatte sein Instrument mitgebracht.

Während der Krankenvisiten hat Josef Pieper den Arzt oft begleitet. Er ist es auch, der in seiner Autobiographie nicht nur an den Freund Dr. Schranz erinnert, sondern uns Auskunft über dessen Persönlichkeit gibt.

Friedrich Schroeder

Aus den Pfarrnachrichten

Die 2. Aktion Polenhilfe ist abgeschlossen. Am 12./13. Juni kamen noch einmal für zehn Pakete Lebensmittel und für 25 Pakete Kleidung zusammen. Von den Geldspenden in Höhe von 310 DM wurden weitere Lebensmittel besorgt, so dass 22 Lebensmittelpakete auf die Reise gehen konnten. Pastor Vor dankt allen Spendern und Helfern.

Keine falschen - echte Fünfziger!

Am 1. Mai trafen sich die Angehörigen des Jahrgangs 1931/32 zu einem Wiedersehen, das mit Kaffeetrinken im Cafe Hamich begann und erst ganz früh (bei den Letzten gegen fünf Uhr) im „Adler” zuende ging. So hatten viele sich einiges zu erzählen, denn schließlich hatte man sich doch zum Teil 36 Jahre nicht mehr gesehen.

Insgesamt waren es 20 mittelalterliche Damen und Herren, die zum Teil sehr weite Wege zum Wiedersehen mit den alten Klassenkameraden nicht gescheut hatten. Schäfers Felizitas aus Berlin und Schwester Theresina aus Kranenburg waren wohl die entferntesten, wobei letztere durch ihren Witz und ihr Standvermögen alle überraschte. Heinz Simon, Direktor einer Gesamtschule in Bad Soden, war gekommen, obwohl er erst eine Woche vorher ausfindig gemacht werden konnte.

Beteiligte schilderten uns, dass sie regelrecht Lampenfieber gehabt hätten: „Mensch, wie mag der wohl aussehen?” Dieses nervöse Herzklopfen wich aber schnell einer befreiten Stimmung, in der besonders die Auswärtigen ausdrückten, sich in dem „neuen Ramsbeck” sofort wieder heimisch fühlen zu können. Bedauert wurde nur, dass eine der Mitorganisatoren, Resi Kornelius, wegen einer Erkrankung nicht teilnehmen konnte. Ihr gelten die besonderen Grüße und Wünsche ihrer Jahrgangskollegen.

Zu einem besonderen Höhepunkt wurde für einen Teil der Teilnehmer ein Besuch bei der Familie Eggers, deren Tochter Liesel zum Jahrgangskreis gehört. Dem alten Sänger von nunmehr bald 85 Jahren wurden einige Lieder aus dem alten Sursum Corda „um die Ohren” geschmettert, dass ihm nur noch das Mitsingen übrig blieb. In fünf Jahren versprach man sich ein Wiedersehen.

Junge Majestäten

Bereits früh im Mai feierten Andreasbergs Kinder ihr Kinderschützenfest. Es gab Süßigkeiten und viele lustige Spiele auf dem Schützenplatz. Obwohl es noch recht frisch war, machten alle Kinder begeistert mit.

Höhepunkt war das Wetteifern der Jungen um die Königswürde, geschossen wurde mit Luftgewehren auf Luftballons. Hier trat Uwe Mikitta die Nachfolge von Dirk Hahn als Kinderschützenkönig an. Ihm zur Seite stand Christina Wenzl als Königin. Zum Abschluss wurden die neuen Majestäten im Festzug nach Hause geleitet.

Sportfest der Grundschule

Erstmals auf dem Ramsbecker Sportplatz konnte die Grundschule Ramsbeck ihre diesjährigen Bundesjugendspiele austragen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Von 193 teilnehmenden Kindern erhielten 94 eine Urkunde, 16 sogar eine Ehrenurkunde.Verblüffend war der Eifer der teilnehmenden I-Männchen.

Ehrenurkunden errangen: Gülten Altuntas, Yusuf Dikme, Burhan Kaya, Gerald Stehling, Esther Pöll, Jörg Wegener, Dirk Busch, Stefanie Gockel, Anja Klauke, Danyel Tome´, Elke Richter, Nicole Stratmann, Kai Albers, Dirk Dick, Silvia Meißner und Astrid Müller.

Den 600 m Lauf der Mädchen gewann Fatime Topuz, den 800 m Lauf der Jungen gewann Michael Pöll.

Baumaßnahmen

Auf dem Bähnchen unterhalb des alten Krankenhauses wurde von der Gemeinde ein Kinderspielplatz angelegt. Zuerst entstand hier nur ein großer Sandkasten, aber es sollen noch weitere Spielgeräte folgen. Gleichzeitig wurde der Verbindungsweg vom Bergbaumuseum zum Eickhagen ausgebaut und mit einer Teerdecke versehen. Damit dürfte man den Bewohnern einen großen Gefallen getan haben. Wenn jetzt noch Licht an den Treppenweg zu Kleine käme....

Der Verbindungsweg von der Schwimmhalle nach Berlar, der durch die Kabelverlegung arg gelitten hatte, wurde von der Firma Heimes mit einer wetterfesten Decke überzogen. Zu dieser Maßnahme steuerte die Post ihren Teil bei. Der Ausbau erfolgte besonders deshalb, weil man behinderten Kindern im Kinderheim Berlar den Weg mit dem Rollstuhl befahrbar machen wollte.

Kuriositäten

Als kürzlich ein Ramsbecker Autofahrer auf dem weg zur Arbeit in Heringhausen wegen überhöhter Geschwindigkeit zu 40 DM Buße verdonnert wurde, kam heraus, dass die Beamten nur auf Antrag von Bewohnern eingegriffen hatten. Zum „Trost” erzählten sie unserem Opfer, dass auch aus Andreasberg eine Eingabe von fünf Bewohner auf den Polizeitisch geflattert war. Bei der kurz darauf angesetzten Geschwindigkeitskontrolle gerieten drei (!!!) dieser Mitunterzeichner in eben diese Kontrolle und wurden als Raser zur Kasse gebeten. Wer andern.....

Kapellenfest in Berlar

Der liebe Gott meinte es nicht besonders gut mit den Berlarern, als diese das 100-jährige Bestehen ihrer St. Peter und Paul-Kapelle feierten: Es regnete mit geziemenden Trockenabständen. Dies schmälerte aber nicht die Festesfreude der Bewohner und ihrer Gäste aus den umliegenden Dörfern. Diente der Festabend am Samstag dem gemütlichen Beisammensein, so war der Sonntag, der 28. Juni, der hochoffizielle Feiertag.

Er begann mit einem Festhochamt in der Kapelle des Caritasheims, umrahmt vom Bläserchor Heringhausen und der Chorgemeinschaft Ramsbeck. Pastor Johannes Vor zitierte in seiner Festpredigt die Spendenbereitschaft der Berlarer vor 100 Jahren, die aus alten Akten ersichtlich ist.

Er stellte sich dann den heiligen Paulus neben St. Petrus als Trainer vor, wie sie die einzelnen Gruppen als Betreuer eingestuft hätten: Die Eifrigen, die Jesu Wort als die Mitte ihres Denkens betrachten, dann die Wasserträger, die still ihren Dienst verrichten und schließlich die Passiven, die abseits das Mühen um das Reich Gottes betrachten.

In seinem Festvortrag beleuchtete Günther Kathol, Spross einer alten Berlarer Familie, die Geschichte des Dorfes Berlar, von der die Geschichte der Kapellengemeinde nicht zu trennen ist. Angesichts der Fülle der von ihm zusammengetragenen Informationen drängt es sich auf, eine Chronik von Berlar zu erstellen. Für sein umfangreiches Quellenstudium darf man Günther Kathol herzlich danken; er reiht sich würdig in die Nachfolge seines Uronkels Wilhelm Kathol ein. Vor allem seine kritischen Bemerkungen zum aktuellen Zeitgeschehen waren treffend. Sein Wunsch am Ende seines Festvortrages: Möge dieses Gotteshaus weiterhin Mittelpunkt des Dorfes Berlar bleiben.

Mitten in das Austeilen der trefflichen Erbsensuppe platzte dann Ruhrbischof Franz Hengsbach, ein alter Freund der Berlarer. Er, wie auch Bürgermeister Karl Senge, beglückwünschte die Dorfbewohner zu ihrem Jubelfest, übrigens in Platt, wie es sich für einen alten Sauerländer gehört (wann eauk en bittken streypelig, herre Bassmes Wilm saggt). Fröhlich und harmonisch klang dann dieser große Ehrentag der Berlarer aus.

Dank gebührt hier allen freiwilligen Helfern, die diesen Tag gestalten halfen. Dazu darf man getrost Josef Stehling als Organisten zählen, Frau Maria Stehling-Witthöfer sals Küsterin seit 1951 und Josef Kaiser als Vorsitzender des Kapellenvereins. Vergessen seien auch nicht die Schwestern des Caritasheims für das Überlassen ihrer Hauskapelle und für die schon erwähnte köstliche Erbsensuppe, ebenso auch die Patres aus Oeventrop für das Feiern der sonntäglichen Hl. Messe.

Dr. Friedrich Hegemann 75 Jahre alt

Am 18. Juli kann Dr. Friedrich Hegemann sein 75. Klebensjahr vollenden. Leider ist es ihm nicht vergönnt, diesen Ehrentag bei voller Gesundheit zu verleben.

Viele Bewohner rund um Ramsbeck werden sich gern ihres Doktors erinnern, der immerhin von 1935 bis 1980 über ihr Wohl und Wehe gewacht hat. Immer hat er sich als Arzt und Helfer gefühlt, nie als ein Mediziner und Geldverdiener.

Gebürtig stammt Dr. Hegemann aus Essen-Altenessen. Nach dem Abitur legte er nach dem Studium der Medizin das Staatsexamen ab. Nach Jahren als Assistenzarzt ließ er sich 1935 als praktischer Arzt in Ramsbeck nieder. Seit 1942 zum Kriegsdienst eingezogen, kehrte er erst 1949 nach vier Jahren Kriegsgefangenschaft in Russland nach Ramsbeck zurück.

Der Dienst in Ramsbeck war gewiss nie einfach. Viele Dörfer mussten versorgt werden, dazu kam die Aufgabe als Werkarzt der Stolberger Zink AG. Dass er diese Belastung ohne Murren auch spät abends ertrug, zeigt seine Größe.

Gerne werden an seinem Ehrentage Patienten und Freunde ihrem Doktor gratulieren und danken für das, was er selbstlos für sie getan hat.