Juli 1986 |
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August 1986 |
die 100. Ausgabe von Rund um Ramsbeck
Frau Änne Wunderlich wird 85 Jahre alt
Am 1. August wird Frau Änne Wunderlich 85 Jahre alt. Welche Zeitspanne liegt in diesem Alter: Geboren und aufgewachsen noch zu Kaisers Zeiten erlebte sie die schweren Jahre des 1. Weltkrieges. Sie heiratete ihren Mann Wilhelm Wunderlich in der Krisenzeit der Weimarer Republik, zwischen 1926 und 1935 wurde sie Mutter dreier Töchter. Ausbruch und Ende des 2. Weltkrieges, Wiederaufbau nach dem Kriege und endlich die geruhsamen Jahre des Alters - Dies sind die äußeren Wegmarken ihres Lebens.
Änne Wunderlich war Generationen in Ramsbeck, Berlar, Andreasberg, Wasserfall und Sengershausen als Hebamme bekannt und über Jahrzehnte als unverzichtbare „Einrichtung” geschätzt. Sie verweist nicht ohne Stolz darauf, dass sie ihr ganzes Leben in Ramsbeck verbracht hat, dass sie hier verwurzelt ist. Im Laufe ihres langen Lebens hat sie mehr als 3.500 Kinder „auf die Welt” geholt.
Eine geburt war zu ihrer Zeit noch ein Familienereignis im wahrsten Sinne des Wortes, denn die meisten „ihrer” Kinder wurden zu Hause geboren; oft wurde die Storchentante zu nächtlicher Stunde, bei Sturm und Schneetreiben mit Pferdegespann geholt. Wo man sie hinrief, stand immer ein „freudiges Ereignis” bevor. Manchmal ließ es womöglich Tage und Nächte auf sich warten. Aber schlie0lich war alles, dank ihrer Hilfe, glücklich überstanden, Frau Wunderlich hatte wieder einmal ganze Arbeit geleistet.
Der Beruf der Hebamme lag wohl ein bisschen in ihrer Familie, denn auch ihre Mutter hat ihn viele Jahre lang ausgeübt, bevor sie ihn an die Tochter weitergab. Mit Idylle und heiler Welt ist ihre aufopferungsvolle Tätigkeit nicht einfach zu beschreiben. In den oft engen Bergmannswohnungen, wo viele Menschen zusammen lebten, wurde von Frau Wunderlich viel praktisches Geschick, hygienische Sorgfalt, oft auch menschliche Zuwendung und Tröstung verlangt.
Bei kargem Verdienst und harter Arbeit waren die Beziehungen in den Familien manchmal bis zum Zerreißen gespannt. Was alles könnte Frau Wunderlich darüber erzählen! Erlebte Wirklichkeit ohne Seelentestler, Psychotherapeuten und Sorgentanten in Illustrierten. Statt dessen waren eher der Priester, Arzt oder Lehrer oder eben die Hebamme gefragt. Man wurde geboren und starb im Familienkreis, er war das Fundament dieser Lebensspange.
Frau Wunderlich ist Zeuge einer Zeit, die heute bereits Geschichte geworden ist. Aber ihr oft entbehrungsreicher und selbstloser Einsatz, der viele Jahre ihres Lebens bestimmt hat, sollte an ihrem 85. Geburtstag nicht vergessen werden. Wir gratulieren ihr sehr herzlich und wünschen ihr für die kommende Zeit alles Gute.
Ein wichtiger Hinweis des Friedhofskapellen-Bauvereins
Aus besonderem Anlass möchten wir ausdrücklich darauf aufmerksam machen, dass sämtliche Arbeiten der für uns tätigen Personen ehrenamtlich geleistet werden, auch die Tätigkeit auf dem Friedhof zur Entlastung von Herrn Schüttler während seiner Krankheit.
Die Gemeinde Bestwig hat hinter der Kapelle eine Ladung Splitt anfahren lassen. Von diesem Splitt können die Rinnen zwischen den Gräbern angefüllt werden, die das Hochwasser ausgewaschen hat. Ein jeder kann sich hier nach Bedarf bedienen.
Fritz Schmitten, Vorsitzender
Gastliches IPA-Haus Ramsbeck
In den letzten Wochen haben sich am IPA-Haus in Ramsbeck wieder fleißige Hände geregt und den Tennisplatz und den Weg hinter dem Haus mit Verbundpflaster befestigt. Zudem wurde in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein das Tennishäuschen instandgesetzt. Am 3. Juli feierten die Mitglieder der Verbindungsstelle Hochsauerland ein zünftiges Grillfest an ihrem Haus in Ramsbeck.
Dabei konnte Verbindungsstellenleiter Wolfgang Wenzel mit Anton Stahlmecke ein verdientes Mitglied für 25jährige Mitgliedschaft ehren und mit der Silbernadel der deutschen Sektion auszeichnen. Anton Stahlmecke, stellvertretender Chef der Polizeistation Brilon, dankte und bat um Unterstützung für die Idee der IPA.
Hinter der Abkürzung IPA verbirgt sich die „International Police Association”, eine Vereinigung von Polizeibeamten aus der ganzen Welt, welche die Freundschaft zwischen den Völkern pflegen wollen. Das Motto „Servo per Amikeco” oder „Dienen durch Freundschaft” wird heute in 49 Ländern von über 200.000 Mitgliedern befolgt. In der Bundesrepublik gibt es 35.000 IPA-Angehörige; die Verbindungsstelle Hochsauerland zählt 150 der 320 Polizeiangehörigen im HSK zu ihren Mitgliedern.
Verbindungsstellenleiter der am 24. 4. 1959 gegründeten Sektion ist Wolfgang Wenzel aus Meschede. Das Programm der IPA könnte man schlagwortartig so kennzeichnen: Freundschaft pflegen, Begegnungen vermitteln, Weiterbildung fördern, Jugend- und Erfahrungsaustausch vorantreiben und kulturelle Veranstaltungen anbieten. 1987 wird zusammen mit dem HSK eine Partnerschaft der IPA mit der schottischen Stadt West-Lothian angestrebt.
Ein Glücksfall für die IPA-HSK wurde das Haus in Ramsbeck, das in 7.866 freiwilligen Arbeitsstunden von einer Abbruchbude in ein schmuckes Freizeit- und Ferienheim umgewandelt wurde. Initiator des Umbaus war Wilhelm Göckeler aus Meschede, der Ramsbecker Altengemeinschaft durch seine verkehrserzieherischen Vorträge bestens bekannt.
Er war lange Jahre Vorsitzender des Hauses, das am 8. Juli 1971 eröffnet wurde. Heute ist er Ehrenvorsitzender des Hauses und Träger der goldenen Ehrennadel der deutschen IPA-Sektion. Zur Zeit ist Arnulf Disse, Vizechef der Kreispolizeibehörde Meschede, Hausherr in Ramsbeck.. Vergessen sei auch nicht Frau Hedwig Rarbach, die als guter Geist des Hauses wirkt. Ehrenmitglieder des Hauses sind Bürgermeister Karl Senge, Gemeindedirektor Werner Vorderwülbecke und Dachdeckermeister Robert Hallmann aus Remblinghausen.
Kinderschützenfest in Andreasberg
Bei strahlendem Wetter feierten Andreasbergs Kinder wieder ein schönes Kinderschützenfest. Die großen Schützenbrüder hatten sich viel Mühe gegeben, dem Fest des Nachwuchses einen feierlichen und unterhaltsamen Rahmen zu geben. Durch die Vermittlung von König Robert spielte der Spielmannszug aus Meschede auf, es gab viele Spiele für die Kinder, bei denen jeder etwas gewann.
„Altkönig” Markus Wegener mit Königin Iris Nölke übergab die Würde des Kinderschützenkönigs an Sebastian Tschornia, der sich Bettina Knippschild zur Mitregentin erwählte. Der Höhepunkt des Tages war der Festzug, der dem Zug der Älteren in nichts nachstand: Die jungen Hofdamen in langen Kleidern mit Biedermeiersträußchen an der Seite der jungen Herren in dunkler Hose und weißem Hemd mit Fliege boten ein prächtiges Bild, das sich viele Zuschauer an der Straße nicht entgehen ließen.
Ramsbecker Schützenfestnachlese
Der Herrgott meinte es in diesem Jahr besonders gut mit den Ramsbecker Schützen. Die Majestäten mit ihren Hofstaats waren ansehenswert, das Fest verlief völlig in Harmonie, das Wetter war wie gemalt und die Musiker aus Antfeld und Kallenhardt mitreißend.
In der Schützenmesse stellte Pastor Althaus den Humor und die Freude in den Mittelpunkt, die zum Leben notwendig wären; mehrfach brachen die Kirchenbesucher in fröhliches Lachen aus. So bestärkt und ermutigt fiel das Marschieren durch das Dorf leichter. Der Abend mit dem Konzert und dem großen Zapfenstreich als Höhepunkte wurde in der brechend vollen Halle zu einem Erlebnis, das manche bis halb vier genossen.
Am Sonntag konnten dann das Königspaar Hannelore und Josef Nölke und Manfred Willgeroth als Vize mit Fräulein Marianne Rech mit ihrem Hofstaat glänzen. Viele Ramsbecker und Auswärtige ließen sich als Zaungäste an der Straße dieses bunte Farbenschauspiel nicht entgehen. Abends war die Halle allen Unkenrufen entgegen wieder randvoll. Ein Kompliment muss man besonders den jungen Antfelder Musikern machen, die mit ihrem jugendlichen Schwung und folkloristischen Einlagen die Stimmung bis zum Höhepunkt schüren konnten.
Der Montag bescherte dann die neuen Majestäten. Sozusagen im Alleingang sicherte sich Georg Kern, der auch liebevoll Anton genannt wird und ein Karnevalsass ist, die Königswürde, die er ein Jahr mit seiner Königin Walburga Sledz teilt. Tante Agnes, Oma des stolzen Königs, war ratz aus dem Häuschen vor Freude. Vize wurde Hubert Stappert, der Birgit Dahlhaus zur Königin nahm. Beeindruckend war auch hier der prächtige Hofstaat mit 22 Paaren.
Weder konnten Schützenbrüder für langjährige Treue geehrt werden. Für 25 Jahre Johannes Steinberg, Horst Litsch, Hermann Ehls, Ewald Heimes, Werner Hengesbach und Klaus Stremmer. Für 40 Jahre Reinhard Klauke, Johann Hermes, Willi Studen, Paul Mönig und Adalbert Nölke.50 dabei war Hubert Stremmer, während Franz Beckmann und Wilhelm Stehlinhg über 60 Jahre der Bruderschaft in guten und schlechten Zeiten die Treue hielten.
Hubert Heimes-Junkern als Adjutant zweiter Mann im Vorstand erhielt den Orden des Sauerländer Schützenbundes für besondere Verdienste. Johannes Knipschild und Reinhold Braun den Orden der Bruderschaft für die hervorragende Mitarbeit im Vorstand.
Fazit: Ein Fest, das man nicht alle Jahre feiert.
Kartengruß aus Ägypten
Eine Ansichtskarte aus Ägypten mit Grüßen an alle Leser von „RuR” sandte uns Franz-Josef Willmes aus Andreasberg. Er ist dort für eine deutsche Firma tätig, die Abgas- und Entstaubungsanlagen herstellt. Für die Zukunft at er uns einen Bericht über Land und Leute versprochen.
Übrigens, dürfen wir auch von Ihnen erfahren, wo Sie Urlaub machen? Wir würden Ihre Grüße an unsere Leser weitergeben.
Pfarrer aus Polen in Ramsbeck
Pfarrer Pjotr (Peter) Siebert, 50 Jahre alt, aus Rostarzewo (früher hieß der Ort Rottenburg an der Ober) vertritt zur Zeit Pfarrer Vor im Urlaub. In Polen bei Wollenstein, 60 km südwestlich von Posen, leitet Pfarrer Siebert eine Pfarrei mit 2.300 Seelen. Seine Diözese Posen ist die älteste in Polen. Es ist bereits seine dritte Urlaubsvertretung in Deutschland.; 1980 war er in Meerhof und Obermarsberg, 1985 in Bontkirchen und Padberg.
Der sympathische und bescheidene Priester möchte mit seinem Wirken in Deutschland zwei Dinge erreichen: Einmal aus seine kleine bescheidene Weise Dank zu sagen für die Hilfe, die seine Landsleute in schwerer Zeit aus Deutschland erhielten. Dann möchte er beitragen zur Versöhnung der beiden Völker, die in der Vergangenheit gemeinsam leidvolle Zeiten erdulden mussten.
Kür der schönsten Dörfer
Am 9.Juli bereistet eine Jury der Gemeinde Bestwig die einzelnen Ortsteile, um die schönsten Dörfer zu ermitteln und die Bestplatzierten für den Kreiswettbewerb auszuwählen. Mitglieder der Kommission waren der Vorsitzendes des Fremdenverkehrsausschusses Dieter Schwermer, Frau Liesel Reding, und Herr Engelbert Köster als Vertreter der Parteien im Rat, Landschaftsarchitekt Brune, Herr Nelle von der Landwirtschaftskammer des HSK, die Herren Sauerwald und Gödde von der Gemeindeverwaltung und Herr Meier vom HSK, der Berater für die grünplanerische Dorfgestaltung ist.
Sieger wurde Ostwig mit 439 Punkten, gefolgt von Ramsbeck mit 394 Punkten, Andreasberg (384), Berlar (347), Velmede (346), Nuttlar (330), Heringhausen (305),Bestwig (286), Valme (249), Föckinghausen (242), Grimlinghausen (205) und zum Schluss Wasserfall mit 193 Punkten.
Andreasberg in der Gruppe bis 700 Einwohner und Ostwig und Ramsbeck in der Gruppe über 700 Einwohner werden die Gemeinde beim Kreiswettbewerb vertreten.
Es tut sich etwas im Eickhagen
Nach wochenlanger Arbeit ist es nun endlich geschafft. Der von führenden Mitgliedern unserer Gemeinde als „totes Gebiet” oder „Klein-Istambul” bezeichnete Eickhagen ist um einen Schandfleck ärmer geworden und hat ein echtes Schmuckstück gewonnen.
Gegenüber dem alten Krankenhaus entstand rund um das Telefonhäuschen eine ansehnliche Anlage. Der Weg zum Telefonhäuschen und der Platz für Altglas- und Altpapiercontainer wurde verbundgepflastert. Eingefriedet wurde die Anlage, in die viele Blumen, Bäume und Büsche gepflanzt wurden, mit einem soliden Zaun aus Kiefernbrettern. Was wegen der Trockenheit noch nicht gepflanzt werden konnte, wird im Herbst nachgeholt.
Die fleißigen Anwohner danken für die vielseitige Unterstützung: Ortvorsteher Aloys Köster und Gemeindevertreter Karl-Heinz Hoof besorgten das Material,, die Firmen Wigge aus Heringhausen und Wennig aus Oberkirchen stifteten die Blumen und vor allem die Rentner der Straße, die reichlich gute Ratschläge und Fläschchen Bier spendeten.
Mit etwas gutem Willen müsste sich dieses schöne Fleckchen sauber halten lassen. Es ist für die Besucher des Bergbaumuseums und für die Gäste des Dorfes ein schöner Anblick. Ein wenig enttäuscht zeigten sich einige Anlieger, dass die Bewertungskommission „Unser Dorf soll schöner werden” bei dieser neuen Anlage nicht einmal angehalten habe.