Januar 1978

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Februar 1978



Grußwort Bürgermeister Karl Senge

In fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens werden Einsatz und Arbeit für andere nicht mehr besonders geschätzt. Dementsprechend klein ist auch die Zahl derjenigen, die sich in Gemeinden, Dörfern, Vereinen und sonstigen Gremien wie auch auf politischer Ebene derart betätigen. Umso mehr freut es mich, den verantwortlichen Herausgebern dieser neu ins Leben gerufenen Zeitung Lob und Anerkennung für ihre Initiative zu zollen. Das Vorhaben ist sicherlich eine gute Sache und kann mit dazu beitragen, Interessierte aufzurütteln. Diese Zeitung sollte durch Aufhellung vorhandener Hintergrundinformationen zu deren Klärung beitragen und mit Berichten über bestimmte Tatbestände sachlich informieren. Erzeugnisse der „Gerüchteküche“ müssen an die Redaktion herangetragen werden, um ihr die Möglichkeit zu geben, nach Befragen aller Seiten zutreffend zu informieren. Bürgernahe Berichterstattung für alle Ortsteile des Verbreitungsgebietes muss Hauptanliegen der Herausgeber sein. Auch kritische Berichte können und sollten zum Positiven anregen. Die Aufgabe, allen zum Wohle der hier Lebenden gestellt, ist groß, aber lösbar! Ich selbst werde jegliches Bemühen nach Kräften unterstützen. Dass man nicht fragen sollte, was die Gemeinde - die Gemeinschaft aller Bürger - für einen selbst tun kann, sondern umgekehrt, was man selbst für diese Gemeinschaft zu tun bereit ist, sollte meine Anregung sein und damit dieser Zeitung guten und dauerhaften Erfolg wünschen und Sie, liebe Mitbürger, recht herzlich grüßen.

Karl Senge, Bürgermeister der Gemeinde Bestwig

Liebe Mitbürger!

Heute erhalten Sie die erste Ausgabe einer neuen Zeitung, deren Verbreitungsgebiet das Gebiet der ehemaligen politischen Gemeinde Ramsbeck sein soll, also die Dörfer Ramsbeck, Andreasberg, Berlar, Wasserfall, Valme und die Eismecke.

Was will diese Zeitung?

Seit einigen Jahren leben wir in der Großgemeinde Bestwig. Zwangsläufig sind dadurch für unsere Dörfer große Probleme entstanden.

Die Verwaltung ist nicht mehr so bürgernah wie früher, obwohl unsere neue Gemeinde mit etwa 12.500 Einwohnern - im, Gegensatz zu anderen Mammutgemeinden - ein recht überschaubarer Raum ist. Nur drängeln sich jetzt viele Dörfer an die gemeinsame „Futterkrippe“. Die Gemeinde kann nicht mehr so großzügig helfend einspringen, wie es früher oft geschah.

Nach dem Schließen der Grube müssen wir in unserem Raum auf den Fremdenverkehr setzen, aber es wird noch viele Mühe kosten, bis unsere Dörfer auch kritischen Betrachtungen standhalten können.

Da müssen wir Bürger selber ran!

Wir wollen mit unserer Zeitung versuchen, unsere Mitbürger immer daran zu erinnern, dass sie für ihr Dorf Verantwortung tragen müssen. Das Ziel unseres gemeinsamen Aktivwerdens muss sein, dass unsere Dörfer schöner, sauberer, lebens- und liebenswerter werden. Davon haben wir alle etwas! Vielleicht bestätigt man auch eines Tages unseren Dörfern von höherer Warte, dass sie schön sind.

Unsere Zeitung will über aller berichten, was bei uns passiert:

Baumaßnahmen, Vereins- und Familiennachrichten, Beschlüsse des Gemeinderates, wir wollen besondere Leistungen lobend herausstellen, Missstände milde tadelnd abstellen helfen.

Erweitert wird dies durch geschichtliche Rückblicke, Berichte über Brauchtum, Tipps für Haus und Garten, Dönekes (da dürfen Sie ruhig mithelfen), usw. Ihren sachlichen Leserbrief mit Anregung oder Kritik werden wir selbstverständlich veröffentlichen.

Die Sportvereine, Schützenvereine, die Parteien, die vielen Kegelclubs und Sparclubs, aber auch alle anderen Vereine und Gruppen, die wir namentlich nicht erwähnt haben, sollen ihr Leben in unserem Blatt einer interessierten Öffentlichkeit zeigen. Wir wollen doch ehrlich sein, jeder freut sich, wenn über seinen Ort oder seinen Verein etwas Positives berichtet wird.

Gespannt warten wir auf Ihr Urteil über unsere erste Ausgabe. Wir bemühen uns in jeder Hinsicht, streng neutral zu sein. Schreiben Sie uns, sprechen Sie uns an, geben Sie uns Ratschläge und Anregungen, schreiben Sie evtl. Beiträge! Wir nehmen dankbar Ihr Echo entgegen.

Glück auf

Onkelfest in Ramsbeck

In diesem Jahr plant man, in Ramsbeck zur Fastnachtszeit eine alte Tradition wiederzubeleben: die Onkelsitzungen am Rosenmontag auf dem Buorme. Dieses ist ein lobenswertes Vorhaben, knüpft man doch damit an eine sehr lange Karnevalstradition in Ramsbeck an. Bereits am 23. Februar 1903 erschien unter dem Titel „Ramsbecker Tageblatt“ eine Karnevalszeitung, in der die Dorfgrößen kräftig durch den Kakao gezogen wurden. Das Motto der ersten Zeitung war: Et geyt doch!

Eine Neuauflage nach schweren wirtschaftlichen Jahren erfuhr der Karneval in Ramsbeck im Jahre 1927, als die erste Onkelsitzung stattfand. Glänzender und schillernder Organisator war - und wurde es für die folgendenden Jahre - Heinrich Senge, von seinen - Mitnarren liebevoll Onkel Heinrich genannt. Der Mutterwitz dieses eingefleischten Junggesellen - diese nennt man Onkel, daher der Name „Onkelsitzung - war umwerfend. Erste Mitstreiter dieses Oberonkels waren u. a. Flörkes Emil, Linnewebers Josef (Gaulleiter) und Stöwes, bürgerlich Gustav Nölke. Onkel Heinrich schuf auch eine Fahne, die bei den Onkelsitzungen eine große Rolle spielte.

Die Onkelsitzung verlief nach einem festgelegten Zeremoniell ab. Heinrich Senge hielt eine Rede und erklärte die Onkelfahne. Die Farbe der einen Seite war weiß, „wie die Unschuld, die jeder Junggeselle haben muss und hat“. Die vier Ecken zierte der Spruch:

Ach wir bleiben ledig noch auf der schönen Welt,
denn erstens ist`s gesünder
und zweitens spart man Geld.

In der Mitte der Fahne tanzten Narren um ein Bierfass, auf dem Paragraf 11 stand. Die zweite Fahnenseite war in der „Nationalfarbe der Junggesellen“ blau gehalten. Ein Zecher stiert einen Tag nach der Onkelsitzung in einen Bierkrug. Ein Affe will ihm diesen wegnehmen, mit dem einen Auge schielt er auf den Krug, mit dem anderen auf seinen Schwanz, in den ihn ein hinter ihm sitzender Kater zwickt. Einen Kater wiederum - so Onkel Heinrichs Erklärung - tötet man mit einem Hering, der den Kater verschlingt. Eine Schleife quer über die Fahne gemalt erklärt: Kampf der Elemente untereinander nach der Sitzung.

Nach einer ausführlichen Erklärung der Fahne wurden neue Onkel in den Verein aufgenommen. Neben Junggesellen wurden ausnahmsweise auch Verheiratete geduldet; sie galten als „Außenseiter, die sich dem weiblichen wesen unterordnen mussten“. Aufnahmegebühr war stets ein halber Liter Bier für Senges Heinrich. Der Aufzunehmende saß in einem Sessel, flankiert von zwei Paten. Er wurde von Onkel Heinrich, der einen Bierkrug in der Hand hielt, gefragt. „Willst Du diesen halben Liter über Deinen Kopf oder in meinen?“ In der Regel vertilgte der Zeremonienmeister darauf den ihm bereitwillig gestifteten Krug Bier. Einer der Paten goss trotzdem einen Krug Wasser über den Kopf des Aspiranten. Mit einem Schlag auf die Schulter wurde er dann zum Onkel ernannt. Beendet wurde die Feier, die immer auf dem „Buorme“ (Hotel zur Post) stattfand, mit einem geziemenden Umtrunk, sprich Besäufnis.

Nach dem Kriege wurden zu den Onkelsitzungen auch Bierzeitungen herausgegeben, ebenso wurden Büttenreden gehalten. Nachfolger im Amte des Oberonkels wurde Aloys Köster. Die letzte Zeitung erschien 1958, danach ist die Sache still und sanft eingeschlafen.

Abschließend darf man wohl feststellen, dass das Onkelwesen gezeugt von und zugeschnitten auf Heinrich -Senge war, der als Urkomiker nachhaltig die Ramsbecker Karnevalsszene bereichert hat. Erfreulich in der Gegenwart ist die liebenswerte Aktivität, die die karnevalistische Jugend in den letzten Jahren in Ramsbeck zeigt. Volle Halle und zufriedene bis begeisterte Kommentare zeigen immer wieder, dass der Fastnachtsspaß zur Zeit in guten Händen liegt.

Sauerländer Fortschritt von August Beule (1906)

Domet dai graute Root ophörte,
Hundert Skisportpläne wert erdacht,
Wier ümmesmieten un anners macht.

Jeden Sunndag wert Sitzungen hallen,
Un jeder hät wier ne´ andern Gefallen,
Doch is de Teyt do, is alles äinerlei,
Dann wert trabalget, bo d´ döppeste Snai.

Bat gaffte et´ froiher Plassäier un Spaß,
Wann im schoinen Surland Winter was.
Juchhäi, dann gennet opp d´ Sliegelbahn,
Dann kriegen d` Piäre `n Köckelken an.

Dogiegen mubiu sick alles doch ändert,
Bai härre wual froiher Snaischauh gländert.
Bo dächten froiher Surlands Sühne
An düse langen Kloppespöhne.

Doch bat modern, dät wert bedriewen,
Bei eywest kann, mot sick bewiegen,
Im lustigen Ski- un Rodelsport,
Dau es verachtend dropp laus geforrt.

Winterbiärg hiät ne`Weltraup kriegen,
Friäwerg is nit trügge bliewen,
Willingen hiät schoine Bahnen,
Un Rameske - is auk am planen.

Nur ümmer tau, moderne Welt,
Kuraske hiäste, segg - hiäste ock Geld?
Legg nur wuat an, diu werst bewundert
Im schöinen twintigsten Jahrhundert.

Kumm Winter niu met deyner Külle,
Breng Eys un Snai in Hülle un Fülle,
Un meterdaip strögg deynen Siägen
Oppet Skigelände un allerwiägen.