Mai 1978 |
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Juni 1978 |
Wir stellen zur Diskussion
Wir werden immer wieder von - vor allem älteren - Mitbürgern gebeten, in Ramsbeck den Bau einer Friedhofskapelle mit Leichenhalle anzuregen. Wir wissen um die (besonders finanzielle) Problematik dieses Wunsches. Gerne würden wir wissen, wie die Ramsbecker darüber denken. Sprechen Sie uns bitte an oder schreiben Sie uns! Bedenken Sie bitte, dass der Bau erhebliche Opfer der Bevölkerung und ein hohes Maß an Eigenarbeit fordern würde.
Aktion Schöneres Ramsbeck
Wir hatten zu einer Bürgerversammlung in die Schützenhalle eingeladen und waren freudig überrascht: 67 Mitbürger waren trotz Regenwetters gekommen. Die Aufgeschlossenheit der Anwesenden für die Probleme Ramsbecks machte richtig Mut, Aufgaben in Angriff zu nehmen. Den Ramsbeckern ist offensichtlich das Schicksal ihres Dorfes nicht gleichgültig!
Zuerst wurden Probleme unseres Dorfes angesprochen, die einer positiven Entwicklung im Wege stehen: Mangelndes Selbstbewusstsein, zusammengewürfelte Bevölkerung, mangelnder Sinn für Sauberkeit, fehlendes Verständnis für den Fremdenverkehr. Erstaunlich war, dass von den ortsansässigen Wirten, die doch den größten Nutzen aus der positiven Entwicklung des Dorfes ziehen, nur einer anwesend war.
Das Selbstwertgefühl kann vor allem durch gemeinsame Aktionen entwickelt werden, wenn Bewohner nach einer gelungenen Aktion für das Dorf sagen: Wir haben etwas geleistet. Die Bürger müssen auch erkennen, dass alles, was geschaffen wird, ihnen letztlich zugute kommt. Nötig sind da natürlich Bürger, die andere mitreißen können. Die Bereitschaft zur Mithilfe ist da!
Wegen der räumlichen Ausdehnung Ramsbecks ist die Einteilung in Ortsteile nötig, die gegeneinander in einen Schönheitswettbewerb eintreten. Dazu kommt die Arbeit von Vereinen, Kegelclubs und Sparclubs, die Patenschaften für bestimmte Aufgaben übernehmen. Nachbarschaften können die Anlagen pflegen.
Das ganz große Gemeinschaftsgefühl vermitteln Sonderaktionen aller Bürger, etwa das Säubern der Landschaft oder der Valme. (Gulaschkanone, Fassbier, gemeinsames Singen - wer wird da nicht romantisch!)
In der Diskussion ließen einige Mitbürgerinnen und Mitbürger „Dampf” ab über ärgerliche Missstände (Schutt im Eickhagen, die türkischen Mitbürger etc.). Man besann sich aber schnell darauf, dass man zu positivem Tun zusammengekommen war. Spontan zum Mitarbeiten erklärten sich bereit die Kegler „Böse Buben”, die Feuerwehr, der Werdern, das Heidfeld, eine Gruppe zum Bänkeaufstellen, eine Frauengruppe zum Säubern der Landschaft. Die welle des guten Willens müssen wir in den nächsten Wochen nutzen.
Selbsthilfe kommt unserem Dorf Ramsbeck zugute, noch wichtiger aber, dass wir dadurch ein neues Verhältnis zu unserem Heimatdorf gewinnen, uns für ihn viel mehr verantwortlich fühlen. Das Schlagwort unseres Dorfbewusstseins muss werden: Wir Ramsbecker!
Die Häuser von Berlar
Wilhelm Kathol von Bassmes Hof
Im Alter von 80 Jahren , nach einem ausgefüllten Leben, schrieb Wilhelm Kathol aus Berlar 1935 seine Lebenserinnerungen. In der Zuckerindustrie tätig bereiste er die ganze Welt. Nach zehjährigem Aufenthalt in Amerika kehrte er nach Deutschland zurück und begann zu schreiben, teils in Platt- teils in Hochdeutsch („streypelig” nennt er das). Durch den langjährigen Aufenthalt in der Fremde gewann Wilhelm Kathol den nötigen Abstand zur Alltäglichkeit und schildert uns in seinem Buch „Bassmes Hof” in liebenswerter Weise den bäuerlichen Alltag im Jahresablauf. Aus seinem Buch spricht echte Heimatliebe und macht es somit auch heute lesenswert.
Heute ist „Bassmes Hof”, auf dem Wilhelm Kathol seine Kindheit verlebte, eine Fremdenpension mit Islandpferde-Reiterhof.
In unserem Ausschnitt sitzt Bassmes Willem als Kind beim „Schäper Anton” und schaut mit ihm auf Berlar. Daraus ergibt sich folgendes Gespräch in Platt:
Dann sagte Anton: „Vey wellt us niu mol Beerel besaihn, dät legget jo do siäu nette im Sunnenscheyn vüär us. Suih mol, bat is diät füären klain Huisken, do hingen beim Iärlenbuske amme Häimerge?” „Ach diu kannst wuart frogen , dät is jo deyne Schäperhütte!” „Do hiäste recht, awwer kümmeste ok dün Owend dohenne un brengest mey et Owendiäten imme hülten Rumpe?” „O j, wann de Mutter mik rop gohn lät.”
Anton frogere widder: „Bat sind dät füär twai Huiser, amme widdesten van us aff, ganz hingen imme Duarpe?” „Dät gräute met diäm Schiewerdake is Meggers. Dai hät säß Piäre un twintig Kögge. Meggers Vatter is meyn Oihme un Meggers Mutter is meyne Moihne, - un dät klaine Hius do ungen, met diäm Sträuhdake, is dann Ailinges Hius, do wuhnt dai Ailinges Witte.” „Brümme seggeste dann Ailinges Witte füär diän, dai het doch Kasper?” „Hai segget jo äuk ümmer Bassmes Witte füär mik, un ik haite doch Willem.”
„Biu het dann diät gräute Biuernhius met diäm Sträuhdake do rechts?” „Dät ist Käuershius, dai hiät väer Piäre, arre vey. Käuers Kasper stdäiert in Breylen, dai well Pastäuer weren. Dät andere gräute Biuernhius do links is Witthowes, dai foiert äuk väierspännig diän Mist op et Feld.”
„Biu het dann dai baiden klainen Biuernhuiser met diän allen Sträuhdäken do rechts an der Bieke?” „Knippers un Willmes, baide sind Twaispänners. Willmes hät awwer de schoinsten Piäre imme Duarpe. Knippers Vatter mäket imme Winter Holsken un Hülten-Liepels. In Knippers Hiuse wuhnt ok näu Stüäwekes. Dai hät kainen Vatter mehr, awwer dai baiden Knippers Niäggemiäkens sind auk in Stüäwekens Stüäweken.”
„Bat diu nit alles wäist, Willem. Dann segg mey mol geschwind, biu all dai klainen Huiser het, dai tüsker diän gräuten legget? Fang mol ungen an!” „Äist kumet Kiulen, det is do nohge beym Ruiensbuske, dann Uawen Kaisers, dann dät, nohge an der Glunderke, is Wünnen, dann Ungen Kaisers, dann Äiwens oder Käuers, dann Siuwinkels, Niggehuisers, Wilhelmes und Schultenhius, do wuhnt drei Familjen „Vüärestens”, „Mirelstens”, „Hingestens”, dann kümt näu Stoffeln un Liähmenkuilershius, un dät sind se all.”
„O näi, diu hiäst aint vergiäten, Willem. Suih do ungen, links van der Stroote, in diäm Lauke, do is näu dät Speykerhius met diäm schworen Stäuhdake.” „Dät is wohr, Anton, dät hew ek üw ersaihn, , dät alle Sträuhdak kruipet jo balle ganz in de Eere. In all diän andern Huisern sin ik all wiäst, dai Luie hät jo all Kinger, awwer in Speykers Hiuse sin ik näu kainmol wiäst, do wuhnt ment dai alle Speykers Mömme met iähren drai Katten ganz alläine. Awwer näu en ander Hius hew ik vergiäten, do hingen, in Meggers gräuten Goren, stäit jo ussem Hiärguat seyn Hius, de Kapeele met diäm klaien Tauern. Hör, do fänget Kiulen-Andräis grade aan, Middag te luien, niu morr` ek awwer maken, därr` ik hiäime kumme.”
„Näi,” saggte Anton, „wochte näu`n Äugenblick, lote `we äist iäwen Engeldesheeren tehäupe biäen.” Vey stöngen unger diär häugen Dänne un schickern usse Gruiße met diäm hellen Kling-Klang iut diäm Dale-noh uawen. „Adjüs Anton”, „Adjüs, Willem” un ik laip, bat ik liäpen konn, den Biärg runger.
Hausabbruch
Am 16. Mai 1978 wurde das Haus am Ortseingang auf der Tränenburg abgerissen. Beim Ausbau der Straße war ein Abbruch nicht möglich, da der Besitzer sein neues Haus noch nicht fertig hatte. Nunmehr wurde ein gefährlicher Engpass beseitigt.
Reiselustige Alten
Die Altengemeinschaft flog erstmals in diesem Jahr aus. Am Freitag, dem 19. Mai starteten 58 Teilnehmer mit Wolfs Reisebus zur Weser. Von Karlshafen ging es die Weser entlang bis Höxter und Corvey. Dort besichtigten unsere älteren Mitbürger die romanische Kirche, die Urzelle des Christentums in Westfalen. Durch das Ebbegebirge fuhr man dann zurück. Selbstverständlich kehrte man zu Kaffee und Kuchen in Godesheim bei Höxter und zum Kehraus in Wünnenberg ein.
Die Alten in Ramsbeck treffen sich regelmäßig alle 14 Tage im Pfarrheim, um zu plaudern und Karten zu spielen. Dazu ist man reiselustig und versucht mit vier bis fünf Halbtagsfahrten dem Alter auch die besonders schönen Seiten abzugewinnen.