April 1979

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Mai 1979



40 Jahre Feuerwehr Andreasberg

Im Juli 1939 wurde die Feuerwehr Andreasberg von zehn Männern gegründet. Die Gründer waren Franz Willmes, der zugleich auch der erste Löschgruppenführer war, Josef Becker, Wilhelm Engel, Martin Wenzl, Robert Thomas, August Schröder, Hermann Engel, Heinrich Schlömer, Johannes Teutenberg und Heinrich Sommer. Die fünf Letztgenannten sind leider schon verstorben.

An Geräten standen der Löschgruppe Andreasberg zur Verfügung: 1 Standrohr, 5 C-Schläuche, 1 Verteiler C-C-C, 2 C-Strahlrohre und ein Unterflurhydrantschlüssel. Zum Einsatz wurden die Geräte auf einem Handwagen befördert.

In den Kriegs- und Nachkriegsjahren wurde die Feuerwehr auch mit anderen Dienstleistungen beauftragt, zum Beispiel die Verdunkelungskontrolle musste von ihr überwacht werden, ab 1946 wurde ihr die Feld-Flur- und Ernteschutzaufsicht aufgetragen.

Im Jahre 1952 bekamen sie die erste Kraftspritze, es war eine TS 4/4; diese konnte zum Einsatz auch nur mit einem Handwagen befördert werden. Im Laufe der nächsten Jahre wurden die Kraftspritze und Geräte samt Mannschaft in privaten PKWs zum Einsatz gebracht.

1962 hat die Löschgruppe Andreasberg durch große finanzielle Opfer eine Standarte erworben. 1964 wurde ein Löschfahrzeug des Typs TSF angeschafft. Die Garage und der Schulungsraum befanden sich in der Volksschule, im heutigen Hotel Andreasberg. Seit 1977 sind die Feuerwehrräumlichkeiten im Erdgeschoss der Schützenhalle untergebracht.

Die Löschgruppe Andreasberg besteht z. Z. aus 16 aktiven und 86 passiven Kameraden. Dem ersten Löschgruppenführer Franz Willmes folgten Karl Engel und der früh verstorbene Paul Becker. Seit 1976 führt Bernhard Richter die Wehr, ihm zur Seite als Stellvertreter steht Manfred Liebig.

125 Jahre Andreasberg

Andreasberg, wohl das jüngste Dorf des Sauerlandes, kann in diesem Jahr auf eine 125-jährige Geschichte zurückblicken. Ehemals eine Siedlung, die in engstem Zusammenhang, aber in völliger Abhängigkeit zum Ramsbecker Bergbau eingereiht werden muss, heute eine Ortschaft, die sich in berufsbezogener Unabhängigkeit darstellt.

Jahrzehntelang war es eine Selbstverständlichkeit, sogar Tradition, dass jede Familie zumindest eine Person dem Grubenbetrieb als Arbeitskraft zur Verfügung stellte. Die Monopolstellung des Grubenunternehmens ließ (wegen der Werkswohnungen) kaum eine andere Erwerbsmöglichkeit zu.

Henry de Sasseney, 1854 Generaldirektor des Ramsbecker Bergbaus, ließ in kurzer Zeit dieses Reihendorf erbauen, schmucklos und ohne jeglichen Komfort. Es war seine Vorstellung, hier einen Industrieort von etwa 5000 Bewohnern entstehen zu lassen. Glücklicherweise konnte dieser kühne Plan durch den sich anbahnenden finanziellen Zusammenbruch nicht realisiert werden.

Etwa 300 Familien, überwiegend aus dem Harz stammend, zogen im Jahre 1854 auf den „Berg”, um hierein neues, besseres Leben zu beginnen. Doch die gesundheitsschädigenden Beschäftigungs- und ungenügenden Wohnverhältnisse hinderten die ersten Bewohner an einer Sesshaftwerdung. Viele Bergarbeiterfamilien verließen schon nach kurzer Zeit ihre „Neue Heimat”.

Welche Zustände zu dieser Zeit in Andreasberg herrschten, beinhaltet ein Notruf des damaligen Pfarrers Meyer aus Ramsbeck. Unter anderem berichtetet er, dass im Jahre 1912 in Andreasberg bei 394 Einwohnern 43 Witwen von Bergarbeitern wohnen und kaum 40 Jahre alt sind. Doch weitere Schicksalsschläge bahnten sich an. Bedingt durch die Weltwirtschaftskrise kam im Jahre 1931 der Grubenbetrieb für zwei Jahre vollkommen zum Erliegen. Zu den ungesunden Wohnverhältnissen gesellten sich auch noch Arbeitslosigkeit und Hungersnot. Erst im Jahre 1933, als der Grubenbetrieb auf höchste Leistungsfähigkeit umgestellt wurde, konnte man wieder besseren Zeiten entgegensehen.

Anfang der 50er Jahre gab man den Bewohnern Andreasbergs von Seiten des Grubenunternehmens die Möglichkeit, ihre Mietwohnungen käuflich zu erwerben. Heute sind alle ehemaligen Betriebswohnungen in Privateigentum übergegangen. Diese Maßnahme ließ jedoch schon etwas Entscheidendes im Zusammenhang mit der Erhaltung des Ramsbecker Bergbaus vermuten. Die angebliche Unrentabilität führte dann auch am 31. 1. 1974 zur völligen Stillegung des Grubenbetriebes.

Als am 7. Juni 1954 die 100jährige Jubiläumsfeier stattfand, hat wohl kaum ein Dorfbewohner geahnt, welche Entwicklung sich in den kommenden Jahren vollziehen sollte. Nur noch einige Grubenhalden, das Bergbau-Museum in Ramsbeck und natürlich viele in Privatbesitz befindliche Mineraliensammlungen sind Zeugen einer Vergangenheit, die dennoch auch für eine Ortschaft nachdenkenswert sein sollten, die ihre Gründung allein dem Ramsbecker Bergbau zu verdanken hat.

Werner Gödde, Wuppertal