August 1979 |
Zurück zum Archiv |
September 1979 |
Warum Kaiser Wilhelm I. nach Ramsbeck kam
Ramsbeck zeigte sich im Flaggenschmuck. Von den Häusergiebeln wehten die schwarz-weiß-roten Fahnen des deutschen Kaiserreiches. Am Sonntag, dem 15. November 1903 wurde ein Fest gefeiert, „wie es in den sauerländischen Bergen wohl noch nie gesehen worden ist”,; das schrieb überschwänglich die „Mescheder Zeitung”.
„Unter Vorantritt der Bergkapelle, welche in den kleidsamen Uniformen der Bergleute aufzog, bildeten alle hiesigen Vereine - Kriegerverein, Schützenverein, Turnverein, Gesangverein, St. Josephsverein - und alle Berg- und Hüttenleute einen großen Zug, der sich mit vielen wehenden Fahnen und Bannern imponierend ausnahm”.
Ziel des Festzuges war das Wohnhaus des Bergwerkdirektors Haber, der an diesem Tage „das Jubiläum seiner 50jährigen Laufbahn als Bergmann beging und seit 28 Jahren „Leiter der hiesigen Werke der Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen ist”.
Das ganze Dorf war auf den Beinen, denn der Direktor war offensichtlich ein populärer Mann, der sich bis zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Male als gefeierter Schützenkönig in den Annalen des Vereins hatte eintragen können.
Auch geladene Gäste waren anwesend, „darunter Landrat von Mallinckrodt und der frühere Landrat des Kreises Brilon, Herr Geheimer Regierungsrat Dr. Federath, Herr Amtmann Dransfeld und Verwandte des Hauses Haber mit ihren Damen”, die sich „auf der Rampe des Direktorialgartens” eingefunden hatten.
Und dann kam der große Augenblick, auf den die Festversammlung so lange hatte warten müssen. „Der Generaldirektor der Stolberger Aktiengesellschaft, Herr Geheimer Finanzrat Leopoldt, leitete die Enthüllung eines Denkmals mit einer großartig angelegten und von edlem Patriotismus und Verständnis für seine Stellung als erster Arbeitgeber zeugenden Rede ein.:
Das Denkmal, „welches, ein Kunstwerk ersten Ranges, unseren Kaiser Wilhelm I. darstellt.... Als die schwarz-weiß-rote Hülle fiel, zeigte sich das schöne Denkmal, umrahmt von dunkelgrünen Tannen und umgeben von den Bannerträgern der oben genannten Vereine, rechts und links flankiert von alten, im Dienst ergrauten bärtigen Hüttenleuten in der schmucken doch ernsten Bergmannstracht”.
Die Gratulationscour für Direktor Haber fand dann in der Schützenhalle statt, in der sich die Einwohner der Umgebung versammelten, nicht ohne dass sie mit „vielen Fässern edlen Gerstensaftes” erfreut wurden; „die Klänge der musterhaft geschulten Bergmannskapelle unter Leitung des Herrn Otto Bürger würzten und belebten das Fest”.
Dies der Verlauf des großen Tages mit wehenden Fahnen, Marschmusik, patriotischen Liedern und Umzügen. Der Herrscher aus Berlin weilte nun als Bronzedenkmal auf granitnem Sockel für ewige Zeiten in Ramsbeck, so glaubte man. Warum gerade in Ramsbeck? Nur wegen des Dienstjubiläums?
Die Festrede des Generaldirektors Leopoldt verweist uns auf die eigentliche Bedeutung des Denkmals „insbesondere für die ganze berg- und hüttenmännische Bevölkerung dieses schönen sauerländischen Gebirgstales”. Da wird Kaiser Wilhelm I. als „siegreicher Kriegsherr” gefeiert, der die „Größe und Einigkeit unseres Vaterlandes” wiederhergestellt hat; da ist von der Begeisterung des Volkes die Rede, als die „Wacht am Rhein” durch das Land erklang und „nach blutigen Schlachten der siegreiche Kaiser in dem feindlichen Lande von den vereinigten deutschen Fürsten unter dem Jubel des Volkes die Kaiserkrone empfing”, anspielend auf die Kaiserproklamation im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles am 18. Januar 1871.
Und dann erscheint Wilhelm I. als der Begründer und Bewahrer des Friedens, dem Industrielle und deutsche Arbeiter deswegen dankbar sein sollten. Schließlich gipfelt die Ansprache in einem hohen Lob auf die Sozialreform, die in der Unfallversicherung, der Krankenversicherung, der staatlichen Fürsorge bei Invalidität und hohem Alter ein „unerreichtes Vermächtnis des alten hochseligen Kaisers” darstelle, „und wenn jeder Arbeiter, welcher an diesem Gedenkstein vorbeigeht und zu ihm aufblickt, dabei gedenkt an das, was er dem verewigten Kaiser verdankt, so ist der Zweck dieser Stiftung erreicht”.
In überraschender Klarheit wird hier die sozialpolitische Bedeutung dieses Denkmals offenbar, dessen festliche Enthüllung mit Fahnen, Umzügen und Vereinen zugleich die Geschlossenheit zeigen soll, mit der man nicht nur hinter Direktor Haber, sondern auch hinter dem Kaiser, dem Staat als dem sozialen Wohltäter steht. Das Fest wird so unmittelbar zu einer Ovation für den Arbeitgeber und die Autorität des Staates.
Aber der Kaiser war, insbesondere unter der Arbeiterschaft, keineswegs mehr unumstritten. Die „soziale Frage” wurde nicht nur heftig diskutiert, sondern man hatte um die Jahrhundertwende deutlich praktische Zeichen gesetzt, die nicht mehr zu übersehen waren. Dennoch sollten sie durch kaiserlichen Pomp, durch wortreiche Reden und Denkmäler überdeckt werden.
Bereits zu Beginn der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts hatten sich Arbeitervereine und örtliche Berufsvereine (Gewerkschaften) gebildet, die bald in zentralen Dachverbänden zusammengeschlossen wurden. Seit 1890 weitet sich die Arbeiterbewegung zu einer Massenorganisation aus.
1891 nimmt sich Papst Leo XIII. in seiner berühmten Enzyklika „Rerum novarum” der sozialen Frage an und versucht sie aus christlicher Glaubenshaltung zeitgemäß zu beantworten. Im Anschluss daran bilden sich christliche, interkonfessionelle Gewerkschaften, die den Arbeitskampf in ihr Programm aufnehmen und in einer besonderen Enzyklika von Pius X. im wesentlichen anerkannt werden.
In Wettbewerb mit den christlichen Gewerkschaften treten dann um die Jahrhundertwende die Freien Gewerkschaften, die z. T. vom marxistischen Klassenbegriff ausgehen und sich zudem ideologisch und personell eng an die SPD anlehnen; sie wachsen bald zur größten Interessenvertretung der Arbeiter heran.
Was sich hier abspielt, kann man mit einem modischen Schlagwort als Emanzipation der Arbeiter bezeichnen; sie war unabwendbar geworden, eine Folge der immer weiter um sich greifenden Industrialisierung.
Demgegenüber präsentierte sich die Machtstellung des Kaisers als unangefochten; die Gesellschaft sollte weiterhin ständisch gegliedert bleiben mit Privilegien einer kleinen Gruppe, am deutlichsten sichtbar im preußischen Dreiklassenwahlrecht, nach dem die Wählerstimme gemäß der Höhe der Steuerleistungen gewichtet wurde. So sollten denn auch die Sozialreformen Bismarcks unter Wilhelm I. - so wegweisend sie gewesen sind - die bestehende Gesellschaftsordnung und den monarchistischen Staat abzusichern. Der kaiserliche Staat ergriff die Flucht nach vorn, versuchte abzuwehren, statt die Gewerkschaften als wichtige Kraft ernst zu nehmen und sie in das gesellschaftliche Gefüge einzubeziehen.
So brachen die sozialen Gegensätze im Verlaufe des Ersten Weltkrieges offen aus, der Kaiser war nun endgültig nicht mehr an der Macht zu halten. Das Denkmal Wilhelms I. in Ramsbeck entschwand dann bezeichnenderweise auch den Blicken der Öffentlichkeit, aber es bleibt ein beredetes historisches Zeugnis, das nicht örtliche Bedeutung hat, sondern uns auf größere und gesellschaftliche Zusammenhänge und Probleme verweist.
Friedrich Schroeder
Beim Bau der Friedhofskapelle tut sich was
Auf dem Ramsbecker Friedhof ist das Baugrundstück abgesteckt, es wird in Kürze katastermäßig vermessen und grundbuchamtlich umgeschrieben.
Die Bauwinkel sind geschlagen; sie zeigen an, welchen Grundriss die Kapelle haben wird. Die Baugenehmigung wird uns in aller Kürze erteilt werden. Die Baumaßnahme macht es leider nötig, dass die Baumreihe, die den Gräbern zugewandt ist, beseitigt werden muss. Bei den Baggerarbeiten werden diesen Bäumen die Wurzeln entrissen. Die Folge davon wäre, dass die Bäume später eingehen würden, zudem bestände die Gefahr, dass ein Sturm sie umwehen würde.
Fußballer Freundschaften
Die Alten Herren des TuS Valmetal haben sehr enge sportliche Beziehungen zu den Altsportlern aus Miehlen im Taunus. Zweimal war man schon in Miehlen, am 18.!9. August waren die Taunusbewohner zum 3. Mal im Hochsauerland. Man war privat untergebracht, feierte abends zünftig im Fort-Fun-Saloon, machte am Sonntagmorgen eine Herrensause bei Stehlings Willi in Ramsbeck und feierte gemeinsam den 1. Sieg der 1. Mannschaft in der neuen Saison.
Natürlich spielte man auch gegeneinander Fußball. Klar, dass die Miehlener mit 2:1 gewannen. Dazu schleppten die Gäste eine Riesenkiste vom Format 120 x 80 x 80 aufs Spielfeld. Herausgeholt wurde ein elf Wochen altes Schwein, das zufrieden grunzte. Das „Kiweken” wird nun von Peter Gockel groß gezogen. Zu gegebener Zeit wird es dann (unfreiwilliger) Mittelpunkt eines Schlachtfestes sein, zu dem zwei Miehlener Spieler, die Metzger sind, beitragen wollen. Die Verbindung zu Miehlen wurde von Hiltrud Hückelheim geknüpft, die aus Miehlen stammt.
Ausweitung des Leserkreises
Mit dieser Ausgabe werden erstmals auch die Brabecker „Rund um Ramsbeck” erhalten. Wir erfüllen damit zahlreiche Wünsche aus dieser Ortschaft, die durch viele familiäre Bande mit Ramsbeck verbunden ist.
Geschäftseröffnung
Am 1. September eröffnet der Radio- und Fernsehtechnikermeister Reinhard Halbe in Ramsbeck, Heinrich-Lübke-Straße 35 ein Rundfunk- und Fernsehfachgeschäft. Dazu führt er alle anfallenden Servicearbeiten in seinem Fachbereich aus.