Juni 1980 |
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Juli 1980 |
Baumaßnahmen
Die Firma Köster baut zügig den Bachlauf aus bis zur Glückauf-Apotheke. Die Rasenkammersteine wurden mit Mutterboden abgedeckt, das erste Grün sprießt schon. Die Brücke unterhalb der Apotheke ist provisorisch befahrbar. Zunächst müssen jetzt noch zwei Kanalrohre zur Mühle verlegt werden sowie die übrigen Versorgungsleitungen. Darauf werden die Straße zur Pfannenstraße und die Stichstraße bis Junkern Hof ausgebaut.
Die Firma Heimes hat die Valme vom Konsum bis zur Schützenhalle ausgebaut. Auch hier erfolgte in der Bachmitte eine Steinschüttung, die Hochwasserzone zu beiden Seiten davon wurde mit Rasenkammersteinen befestigt, auf die wiederum Mutterboden aufgetragen wurde.
Die alte Scheune von Junkern Hof wurde in diesen Tagen abgerissen. Sie diente nach der Aussiedlung von Junkern Bauernhof als Materiallager der Firma Heimes, die jetzt zur Ziegelwiese umgezogen ist. Errichtet wurde die Scheune etwa vor 80 Jahren. Seine Eltern, so berichtete uns August Heimes, haben darin ihre Hochzeit gefeiert.
1945: Kriegsende und Neubeginn
Schlaglichter auf die Veränderung eines Dorfes nach dem 2. Weltkrieg
Von der westdeutschen Presse kaum beachtet, im Ostblock als der Tag der Befreiung gefeiert, jährt sich am 9. Mai dieses Jahres zum 35. Mal die Kapitulation der deutschen Armee und das Ende des Nationalsozialismus. Die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen und die Vertreibung von etwa zehn Millionen Deutschen aus den Ostgebieten des Reiches jenseits der Oder und Neiße leiteten entscheidende politische Veränderungen der Nachkriegsentwicklung ein.
Die großen deutschen Städte lagen in Schutt und Asche. Eine in Jahrhunderten gewachsene Kulturlandschaft war in wenigen Jahren zerstört. Die Siegermächte entzweiten sich nach 1945: Die Sowjetunion setzte ihr Herrschaftssystem in den von ihr eroberten Gebieten durch, während die USA durch wirtschaftliche Hilfen, insbesondere den Marshall-Plan die politischen Verhältnisse in den westlichen Besatzungszonen positiv beeinflussen und neu begründen wollte. Das Ergebnis dieser Entwicklung war dann die Entstehung der Bundesrepublik und der DDR und damit die Teilung des ehemaligen Deutschen Reiches.
Zwischen dem 3. und 12. April 1945 wurde der ehemalige Kreis Meschede von den amerikanischen Truppen besetzt. Die Stadt Meschede selbst wurde weitgehend zerstört. Vereinzelt trafen Artilleriegeschosse auch Wohnhäuser der umliegenden Dörfer.
Die Namen der gefallenen Soldaten aus der Altgemeinde Ramsbeck stehen heute in langen Reihen auf den Steintafeln am Kriegerdenkmal. Flüchtlinge, bepackt mit den schnell zusammengerafften Habseligkeiten, fanden als menschliche Wracks, ausgehungert, obdachlos, verzweifelt auch den Weg nach Ramsbeck. Sie wurden „aufgesammelt” und im Saal des Hotel „Zum Adler” registriert; Ortsnamen aus Schlesien wie Breslau, Liegnitz, Glogau, Hirschberg, Schmiedeberg; Krummhübel, und Schreiberhau, aus Ostpreußen und Danzig wie Braunsberg, Nikolaiken, Allenstein, Gerdauen oder Königsberg wurden laut, Namen, die heute weitgehend vergessen sind. Man hörte ungewohnte Dialekte, die bald nur noch von wenigen gesprochen wurden.
Aber diese Menschen konnten im Laufe der Jahre eingegliedert werden, richteten sich ein und halfen mit beim Wiederaufbau. Nach der Währungsreform 1948 entstanden die ersten Eigenheime. Weltpolitische Krisen, so der Korea-Krieg, brachten für die Ramsbecker Gruben, so scheint es, gute Gewinne.
Man sah es auch an der Veränderung des Dorfbildes: Die alten Schuppen und Pferdeställe wurden abgerissen, Rasenflächen, mit Buschwerk und Baumgruppen bepflanzt, breiteten sich über jene Plätze,, die ehemals von Gleisanlagen, Lokschuppen und Verladeeinrichtungen eingenommen wurden. Springbrunnen und gar ein Tennisplatz entstanden. Private Siedlungshäuser und eine Vielzahl von Eigenheimen wurden gebaut. Im Eickhagen reihten sich die neuen einförmigen Siedlungshäuser,, Wohnungen für die Belegschaft der Stolberger Zink AG.
Von der modernen und geräumigen Waschkaue wurde eine direkte Zufahrt zum Eickhoffstollen geschaffen. An den Wänden in der Eingangshalle der Waschkaue sieht der Besucher Motive des ganzen Ausbeutetalers aus der Zeit des Kölner Kurfürsten Clemens August, sie verweisen stolz auf die lange Tradition des Grubenbetriebes.
1950 zählt der Ramsbecker Bergbau 663 Mitarbeiter; moderne Abbau- und Aufbereitungsanlagen lassen auf eine hoffnungsvolle Investitionstätigkeit schließen. Zwar sinkt die Arbeiterzahl in den kommenden Jahren, aber dafür ist die Arbeit unter Tage nicht mehr so kräftezehrend und gesundheitsschädlich. Handwerksbetriebe und private Unternehmen, wie das Baugeschäft Heimes, entstehen, vergrößern sich und bieten neue Arbeitsplätze, profitieren von der öffentlichen und privaten Baulust. Unter dem Strich, so scheint es, eine positive Bilanz. Die Aufbauphase der Bundesrepublik spiegelt sich hier im Kleinen, in der Veränderung des Dorfes.
Aber dann auch der Stillstand oder Rückgang in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre, von den Wirtschaftsexperten als Stagnation oder Rezession bezeichnet. Der Niedergang bis zur Schließung der Grubenbetriebe im Jahre 1974 teilte sich dann auch dem ahnungslosen Betrachter mit: Die Park- und Rasenanlagen verwilderten, Tennisplatz und Pavillon verfielen und bieten sich bis heute als eine trostlose Ruine dar. Einige ehemals betriebseigene Häuser wurden nicht privatisiert, sondern zahlungskräftigen Käufern überlassen; sie tragen bislang kaum zur Bereicherung des Ortsbildes bei.
Das Gesicht unseres Dorfes ist zu oft abrupten Veränderungen unterworfen gewesen; nicht Kontinuität, sondern Vernichtung des Alten und Setzung von Neuem, Abriss und Aufbau in schnellem Wechsel. Auch in unserer Gegenwart haben die breiten Asphalt- und Betonflächen, die weitgehende Vernichtung des alten Baumbestandes und die künstliche Korrektur des Flusslaufes die gewachsenen Dimensionen zerstört. Das Straßensystem scheint eher auf die nahen Freizeitzentren hin funktionalisiert zu sein, geeignet, die riesige Verkehrslawine mit Abgasen und hohem Lärmpegel durch den Ort zu schleusen.
Der Unmut einiger Ramsbecker ist erklärbar. Dennoch : Man sollte sich darüber klar sein, dass Traditionslosigkeit hier Tradition hat, dass die Hektik im Wechsel zwischen Überkommenem und Neuem die Geschichte Ramsbecks unvergleichbar geprägt hat.
Die Nachkriegsentwicklung unseres Dorfes gibt uns Aufschluss über wirtschaftlichen Aufstieg und Niedergang, über hart erarbeiteten Lebensstandard und Wohnkomfort ebenso wie über die Zwänge einer modernen Industrie- und Freizeitgesellschaft, die scheinbar unerbittlich ihren Tribut fordert.
Friedrich Schroeder
Ausbau der Ramsbecker Schützenhalle
Die Feuerwehr in Ramsbeck hat es übernommen, die „Hölle” auszugestalten. An den Wänden wird es Schwarten geben, die noch geflämmt werden. Auf Schützenfest wird die Hölle, der Ramsbecker Schützen heiße, heimliche Liebe, in anheimelnder Atmosphäre voll befeierbar sein.
Die karnevalistische Jugend lässt ihre Kräfte an der Decke im Speisesaal aus. Dort wird der Zwischenraum zwischen den Leimbindern mit Eichenpaneelen verkleidet. Die Arbeiten sollen noch vor dem Gästeball am 28. Juni fertig sein.
Die Fahne der Schützenbruderschaft bedarf fürsorglicher Behandlung, weil der Zahn der Zeit an ihr nagt. Die Schützen bitten alle kunstgewerblich geschickten Frauen, die vielleicht auch schon früher in der Paramentengruppe mitgearbeitet haben, -sich ihrer schönen Fahne zu erbarmen.
Büchereien
In Andreasberg und in Ramsbeck gibt es, wie manche Bürger noch gar nicht zu wissen scheinen, öffentliche Leihbüchereien, in denen man sich für einen sehr geringen Entgelt hochwertige Bücher ausleihen kann. Vor alle, Kinder- und Jugendbücher sind in beiden Büchereien sehr zahlreich vorhanden. Hier wäre es auch Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zum Lesen guter Bücher anzuhalten.
In Andreasberg ist die Bücherei im Hause Holzhöfer untergebracht. Herr Holzhöfer kann 1200 Bände verleihen. In Ramsbeck stehen Herrn Neumann etwa 2500 Bände zur Verfügung, die Bücherei ist im Hause Senge untergebracht.
Herzlich willkommen zum Gästeball! (Auszug)
Nur noch wenige Tage trennen uns von einem Ereignis, welches zum erstenmal in Ramsbeck und im Bereich des Verkehrsamtes Bestwig veranstaltet wird. Es ist dies der Gästeball am Samstag, dem 28. Juni in der Ramsbecker Schützenhalle. Der Sinn soll sein, den Gästen in unserem Ort und in der Gemeinde zu zeigen, dass wir etwas für sie tun möchten. Deshalb hat sich die Schützenbruderschaft viel Mühe gegeben bei den Vorbereitungen zu diesem Fest.
Ab 20.00 Uhr heißt es viel Spaß bei iel und Unterhaltung., wenn die Jungkarnevalisten und Blaumeisen ihre Vorführungen auf der Bühne starten. Sie haben ein Programm zum Zusehen und Mitmachen ausgedacht. So wird mancher Gast sicher einmal auf die Bretter geholt, die das Leben bedeuten, um mitzumachen. Hier ein paar Beispiele aus dem Programm:
Rock`n Roll, Bauernpolka, die Turnergruppe mit ihren lustigen und gewagten Vorführungen, Sketche und Gesang. Tanzspiele sind vorbereitet, wobei dem Siegespaar ein schöner Preis winkt.
Nach dem Programm kann man zu den Klängen der Big Band des Blasorchesters aus Brilon das Tanzbein schwingen. Die Big Band besteht aus 15 erfahrenen Musikern für Tanz- und Unterhaltungsmusik. Der Eintrittspreis beträgt an diesem Abend für Erwachsene 3.00 DM und für Jugendliche 1,50 DM.
Ein weiterer Höhepunkt des Abends wird die große Tombola sein; hier winken allen Gästen des Gästeballs wertvolle und attraktive Sachpreise wie Sauerlandrundflüge, Freikarten für Fort Fun, Wochenendurlaub in Ramsbeck und vielleicht auch der nächste Weihnachtsbaum. Mit dem Kauf der Eintrittskarte haben Sie schon ein Los der Tombola erworben.
Programm:
01. Begrüßung der Gäste
02. Walzerparodie, Tanzvorführung
03. Journalistinnen aus Paris- der Mini soll leben
04. „Sag mal, Mutti” Sketch für drei Personen
05. Tanzspiel
06. Bauernpolka, Tanzvorführung
07. „Juppes und Mannes”, Sketch für zwei Personen
08. Turnergruppe
09. Tanzspiel
10. Dampfeisenbahn
11. Regenschirmlied
12. Elefantenpolonaise
13. „Billa und Mariechen”, Sketch für zwei Personen
14. Rock´n Roll, Tanzvorführung
Zum Schluss des Programms wird eine lustige Polonaise gemacht, die gleichfalls den Tanzabend eröffnet. Die Ziehung der Tombola wird zwischen den einzelnen Programmpunkten erfolgen. Das Programm wird ca. zwei Stunden dauern.
Reiselustige Alten
Am 2. Juni flog Ramsbecks Altengemeinschaft zur ersten Fahrt in diesem Jahr aus. Erstes Ziel der Nachmittagsfahrt war der Fernsehturm auf der Hunau bei Bödefeld. Herr Schmitz von der Bundespost ersparte den wissbegierigen Besuchern komplizierte technische Einzelheiten und gab vielmehr in 41 m Höhe interessante Erläuterungen zur imposanten Aussicht. Bemerkenswert ist, dass auf der Hunau schon Smogprobleme beobachtet werden können; die Sauerlandluft leidet in größeren Höhen bereits unter den Schadstoffen des Industriegebietes an der Ruhr.
Nächste Station vor dem Kaffee in Berghausen war die altehrwürdige Kirche in Wormbach. Besonders angetan war man von dem sehr schlichten Friedhof rund um die Kirche. Vorherrschend sind hier Holzkreuze mit Schieferdach, es fehlen fast ganz pompöse, hochpolierte Denkmäler. Beeindruckend sind auch die erinnerungskreuze für die Kriegsgefallenen an den alten Friedhofslinden.
Nach dem Kaffee im Heimkehof ging es dann mit Wolfs Willi „durch die Karpaten”. Viele hatten bis zu ihrem teils hohen Alter von Dörfern wie Heiminghausen, Sellinghausen, Selkentrop, Kirchilpe, Landenbeck, Niederhenneborn, Kirchrarbach oder Dornheim noch nie etwas gehört oder gesehen.
Unsere Alten warten schon wieder auf die nächste Fahrt - Abwechslung im Altersalltag!
Betr.: Leserbrief Dr. Hegemann in der Mai-Ausgabe „Rund um Ramsbeck”
Gestatten Sie mir bitte einige Ausführungen zu dem o. g. Leserbrief.
Wir danken Herrn Dr. Hegemann für seine mutigen Zeilen, in denen er auf das verantwortungslose Treiben herzloser „Städteplaner” aufmerksam gemacht hat. Mit großem Schrecken haben die Unterzeichner, die sich seit langem im Ramsbecker Raum heimisch fühlen, bei ihrem letzten Besuch entdecken müssen, dass die bisher lieblich durch das verträumte Ramsbeck plätschernde Valme inzwischen dem phantasielosen Rhein-Herne-Kanal landschaftlich gleichgemacht worden ist.
Dabei gibt es doch in unmittelbarer Nähe Ramsbecks genügend verheerende Beispiele für den Raubbau an der Idylle und Landschaftssubstanz des Sauerlandes. Wir erinnern nur an „Fort Fun”, wo Geschäftsleute quadratkilometerweit das Sauerland ruinieren, um schnelles Geld zu machen.
Bezahlen dafür müssen die angsterfüllten Mütter aus Wasserfall, die ihre Kinder vor den Rädern der alle 120 Sek. durch Wasserfall donnernden doppelstöckigen Busse reißen müssen.
Wir können von den Amerikanern, deren Land mehr als 40 mal so groß ist, wie unser eigenes, in diesen Punkten einiges lernen:
Reizvolle Landschaftsgebiete werden hier unter strengen Naturschutz gestellt, die Unversehrtheit dieser Naturparks wird durch mit Polizeivollmachten ausgestatteten Parkwächtermannschaften sichergestellt.
Vergnügungsparks hingegen, wie das berühmte „Disneyland” oder „Disneyworld” werden ausschließlich in den Ballungsgebieten errichtet, wo keine Landschaftszerstörung zu befürchten ist.
Mancher wird sich mit dem lapidaren Argument, durch solche „Amüsierparks” würden Arbeitsplätze geschaffen, Sand in die Augen streuen lassen. Die Beschäftigung einiger Frührentner, die darüber hinaus peinlicherweise noch in der Tracht von Texascowboys arbeiten müssen, kann einen Verzicht auf Besitzstandwahrung an Landschaft für die nächsten Generationen doch nicht rechtfertigen!
Wir würden uns außerordentlich freuen, wenn es Herrn Dr. Hegemann und möglichst vielen Gesinnungsgenossen gelänge, weiteren Landschaftsfrevel im Ramsbecker Raum zu verhindern!
Priv. Doz. Dr. med. H. W. Springorum
FA f. Chirurgie und Orthopädie
69 Heidelberg
Dr. med. Lotte Springorum
Wir weisen der Vollständigkeit halber darauf hin, dass Leserbriefe nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wiedergeben müssen. Die Familie Springorum besitzt seit 1954 ein Haus in der Untervalme.
Zahlen aus der Grundschule
Im neuen Schuljahr, das nach den Sommerferien beginnt, besuchen 242 Kinder die Ramsbecker Grundschule. Davon sind 62 Kinder Türken und sieben andere Ausländer (Griechen, Jugoslawen, Italiener). 21 türkische Kinder gehen in deutsche Klassen, während 41 Kinder in zwei türkischen Vorbereitungsklassen unterrichtet werden.
Die Klassenstärken schwanken zwischen 18 und 32 Kindern. Zwölf Lehrer versuchen, ihren kleinen Schützlingen etwas beizubringen. Für die 242 Kinder müssen im Rahmen der Lernmittelfreiheit im nächsten Schuljahr 12.741 DM ausgegeben werden.
Vor der Schule wurden in den letzten Tagen Absperrgitter angebracht, die ein gefahrloses Einsteigen der Fahrschüler ermöglichen helfen sollen. Kritisch merken wir dazu an, dass der relativ große Raum zwischen Bordsteinkante und Gitter Kinder vielleicht verführen wird, vor dem Gitter die Anfahrt des Busses zu erwarten. Das ist eine Gefahrenquelle! Schön sieht - nebenbei gesagt - die ganze Sache auch nicht aus, ist aber zweckmäßig.