Mai 1986

Zurück zum Archiv

Juni 1986



Junkern Hof wird umgebaut

Junkern Hof in der Dorfmitte von Ramsbeck wird zu einer öffentlichen Begegnungsstätte umgebaut. Mit der Planung und Durchführung der Arbeiten, die etwa eine halbe Millionen DM kosten werden, hat die Gemeinde Bestwig den Architekten Gerhard Scheer beauftragt, der auf der Haardt wohnt. Ihm zur Seite stehen wird das westfälische Amt für Denkmalpflege in Münster, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Mit den Arbeiten soll noch in diesem Jahr begonnen werden, als Bauzeit ist ein Jahr vorgesehen. Der Regierungspräsident gibt zu dieser Baumaßnahme einen Zuschuss von 295.000 DM.

Junkern Hof wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet; heute steht nur noch das Haupthaus, das als Vierständehaus mit zwei Seitenschiffen gebaut wurde. Ursprünglich hatte es ein Kehlbalkendach, durch Umbauten wurden größere Fenster eingesetzt.

Als öffentliche Begegnungsstätte sollen das Erd- und Zwischengeschoss genutzt werden, während für das Obergeschoss eine Hausmeisterwohnung vorgesehen ist. Die Deele und das Seitenschiff zum Dorfplatz werden ein großer Mehrzweckraum für Versammlungen, Vorträge, Schulungen und Feiern.

Eine Herdanlage an der hinteren Deelenwand soll Kernzelle eines Treffpunkts für kleine Gruppen sein. Für die Jugendarbeit bietet sich ein Werkraum im südwestlichen Altbau an. Das Zwischengeschoss des Altbaus wird die Gemeindebücherei aufnehmen. Dieses erhält einen eigenen Zugang von der westlichen hinteren Gebäudeseite her. Über die Galerie oberhalb der Deele wird das Zwischengeschoss von der Deele aus erreichbar sein.

Bei der Restaurierung wird man sich auf wenige Materialien, Farben und einfache Formen beschränken: Dunkles Fachwerk mit weiß geschlämmten Putzflächen, geputztes Mauerwerk im Sockelgeschoss, Schieferbekleidung und -deckung, weiße Holzfenster mit Sprossenteilung. Innen soll das Konstruktionsgefüge des Fachwerkhauses deutlich sichtbar sein. Bei der Gestaltung der Fassade sollen kleine Bausünden gegen den ursprünglichen Stil ausgemerzt werden: Große Fenster, eine Rekonstruktion des Fachwerks, Eternitplatten am Südgiebel.

Die Außenanlagen sollen in die Anlage des Dorfplatzes eingebunden werden. Der Uferweg soll in den Dorfplatz integriert werden. Dazu sollen Bordsteine entfernt werden und neu gepflastert werden. Wenn diese Pläne alle Wirklichkeit geworden sein werden, was sicherlich doch einige Jahre in Anspruch nehmen wird, erhält Ramsbeck ein echtes Juwel, das auch dem Fremdenverkehr Auftrieb geben dürfte.

Eine Frage drängt sich aber auf: Passt zu so einem in seine alte Form gebrachten Bauerhaus dann noch der Dorfplatz mit seiner supermodernen Pusteblume als Dorfbrunnen? Sind dann die Kandelaber (Straßenlampen) noch tragbar, die bei Besichtigungen der Kommission für „Unser Dorf soll schöner werden” bereits als stilwidrig abgelehnt wurden? Diese Probleme müssten in die Bau- und Platzgestaltung einbezogen werden.

Wallfahrt zum Wilzenberg

Etwa 85 Mitglieder der Pfarrgemeinde St. Margaretha waren am 11. Mai bei der Gemeindewallfahrt zum Wilzenberg dabei, begleitet von Pfarrer Althaus. Vertreten war von drei bis 78 Jahren ein guter Querschnitt der Pfarrgemeinde, trotz des Muttertages. Das Motto des Tages „Wir sind unterwegs” passte ausgezeichnet zur Wallfahrt: Wanderung auf dem Weg zur Ewigkeit.

Nach Kreuzweg und Pilgermesse ging es dann weltlich zu. Belegte Brote und Bratwürstchen ersetzten das Mittagsessen, mit Getränken kam man ins Gespräch. Die erfreulich große Kinderschar wurde mit allerlei Kurzweil unterhalten. Betende und feiernde Gemeinde zeigen, dass Christen nicht weltentrückt sein müssen. Gestärkt wurde mit Sicherheit das Gefühl, zusammen zu gehören.

Firmenpanorama: Firma Nagel, Ramsbeck

Wer von Bestwig nach Ramsbeck hereinfährt, bemerkt sofort den modernen Industriebau am Ortseingang im Gewerbegebiet Ziegelwiese. Hier ist der Firmensitz der Automatendreherei Nagel, in der 28 Mitarbeiter mit modernsten Automaten technische Drehteile für die Industrie herstellen.

Begonnen hat Peter Nagel, der am 24. Juni 40 Jahre alt wird, 1977 in der alten Werkstatt auf dem Werdern. Ein Mann der ersten Stunde ist Wolfgang Körner, der heute Betriebsleiter ist. 1982 zog man um auf die Ziegelwiese. Inzwischen musste der Betrieb schon dreimal erweitert werden, da die starke Expansion des jungen Unternehmens immer größere Produktionsflächen erforderte. Heute wird hier auf rund 2.200 qm gearbeitet.

Im Betrieb werden am Tage über 100.000 Einzelteile hergestellt, wobei die Elektronik-Industrie, der Maschinenbau und die Automobilindustrie die Hauptabnehmer der Produkte sind. Beliefert werden neben der westeuropäischen Automobilindustrie auch namhafte Autofirmen in den USA, wobei eine steigende Tendenz festzustellen ist.

Gefertigt wird mit Sechs- und Achtspindelautomaten und Zwölf-Stationen Rundtaktmaschinen. Fertigungsprodukte sind Einspritzdüsen, Sicherheitsteile für das Antiblockiersystem von Autobremsen und Hochdruckverschraubungen für den Bergbau. Bei der Herstellung verschiedener Drehteile für Motoren sind bis zu 36 Arbeitsgänge nötig.

Die Größe der hergestellten Teile reicht von 4 bis 42 mm, die Länge erreicht 1,3 bis 95 mm. Dabei wird Wert auf höchste Präzisionsarbeit gelegt. Bei der Oberflächengüte, der Glätte des Materials, wird mit einer Genauigkeit von 1/1000 mm gearbeitet, was einem „my” entspricht, bei der Maßgenauigkeit in der Länge mit Toleranzen von 12 my. Die Produkte werden laufend durch Messungen im Feinmessraum überwacht.

Im Jahr verarbeitet die Firma Nagel über 2.000 Tonnen Stahl und Sonderstähle mit bis zu 76 % Nickelanteilen. Der Versand der Fertigprodukte erfolgt mit Speditionen, mit der Bahn und als Luftfracht.

Besonderer Wert wird auch auf den Sondermaschinenbau gelegt, da die Qualität der Endprodukte es einfach erforderlich macht, bestimmte Arbeitsabläufe an herkömmlichen Maschinen zu verändern oder zu erweitern und auf die Auftragsstruktur des Betriebes abzustimmen. Die zeitaufwändigen Investitionen stellen natürlich sicher, dass die Firma einen führenden Platz in der Branche in Deutschland und auch in Europa einnimmt.

Besonders stolz sind die Bastler auf eine Maschine, die Schlitze in nur sechs mm große Ventilklappen stanzt. In ihr bewegt sich später mit einer Geschwindigkeit von 5.000 mal pro Sekunde eine Feder, die die Benzinzufuhr regelt.

Zur Zeit kann der Betrieb nach Aussage von Peter Nagel leider keine Lehrlinge ausbilden, da das erweiterte Berufsbildungsgesetz den 2. Berufsschultag vorschreibt. Dadurch sei in hochtechnisierten Betrieben keine genügende praktische Ausbildung der Lehrlinge mehr möglich und sinnvoll. Durch eine Unterschriftenaktion, die z. Z. läuft, soll der Kultusminister des Landes NRW bewegt werden, diesen ausbildungshinderlichen Erlass zurückzunehmen.

Fazit unseres Berichts: Wir haben einen hochmodernen Industriebetrieb gesehen, der seine Erfolge dem Engagement seines Besitzers Peter Nagel und seiner Mitarbeiter verdankt. Wer heute wie die Firma Nagel im internationalen Geschäft mitmischen will, muss hellwach und auf Draht sein. Wir in Ramsbeck können auf diesen Betrieb stolz sein.

Die Kirche im Dorf lassen?

Sie ist ein Schmuckstück so mitten im Zentrum, ein beliebtes Motiv auf Postkarten und für Amateure, die auf der Rückreise von ihrem Mini-Trip nach Fort Fun plötzlich auf halber Höhe anhalten und ihren Fotoapparat in Anschlag bringen. Die weiße Fassade hebt sich malerisch vor dem frischen Grün der Wälder ab, die im Frühling den Bastenberg von seiner freundlichsten Seite zeigen. Idyllisch und dekorativ!

Ein Stück heile Welt für naturhungrige Städter oder für jene, die neben der betriebsamen Hektik des Freizeitrummels mit Wildwasserbahn, Fritten, Cola und Popcorn nun auch noch dieses Bild auf der Platte speichern, eine bescheidene optische Aktion so nebenbei noch mitnehmen möchten. Sie gäbe möglicherweise noch etwas her unter dem Motto „Unser Dorf soll schöner werden”. Gemeint ist natürlich die katholische Pfarrkirche in Ramsbeck, die bald ihren 50. Geburtstag feiern kann.

Wie gesagt, sie steht im Zentrum, geeignet als Orientierung für Ortsunkundige, die z. B. zum Bergbaumuseum oder zum Campingplatz fahren wollen; sozusagen als markanter Punkt an der Kreuzung. Auf ihn fahren alle zu und driften allzu bald wieder auseinander.

Es ist merkwürdig, in dem Buch einer russischen Emigrantin, die 1981 aus der Sowjetunion in die Bundesrepublik kam, lese ich das Gegenteil, dass nämlich die Kirche die Menschen zu einer Gemeinschaft binde und halte, schließlich komme das Wort Religion vom lateinischen „religere”, d. h. binden. Ein Urteil vor dem Hintergrund lebenslanger Erfahrungen in einem sozialistischen Land.

Die Tageszeitungen meldeten kürzlich bemerkenswerte Zahlen über Kirchenaustritte und nachlassende Besucherzahlen für die Gottesdienste; unsere Dörfer seien zudem dabei, kulturell zu veröden, es fehle der zentrale Punkt - zur Orientierung, versteht sich.

Dorfidylle und Kirche nur noch als Attraktion für Massentourismus in einer schnell-lebigen Zeit, ohne Zentrum und ruhenden Mittelpunkt? Das Kirchenhaus nur noch als dekorativer Gegenstand? Ein Denker unseres Jahrhunderts formuliert folgenden Satz: Der heutige Mensch hat zwar die Welt im Haus, aber kein Haus mehr in der Welt.

Grundschule beim Fahrradturnier erfolgreich

Auch in diesem Jahr richtete die Wilhelmine-Lübke-Grundschule ihr Fahrradturnier nach ADAC-Richtlinien aus. Erstmals konnten sich die Schulbesten für die Gemeindemeisterschaften qualifizieren, die im Rahmen der Bestwiger Verkehrstage erstmals ausgetragen wurden. Deshalb waren die Schüler des 3. und 4. Schuljahres mit Eifer und Konzentration bei der Sache.

14 Schüler schafften die Fahrstrecke fehlerfrei, so dass die Zeit entschied:

  1. Martin Becker
  2. Sedat Ergün
  3. Thorsten Klauk
  4. Olaf Schneider
  5. Bernhard Stehling
  6. Stefan Wüllne
  7. Tatjana Wegener
  8. Christian Kollmann,
  9. Sebastian Mettbach
  10. Wilhelm Becker-Gödde
  11. Nicola Ehls
  12. Andreas Franz
  13. Michael Biedermann
  14. Carsten Körner

Den Schulpokal für die beste Mannschaftsleistung errang überraschend das Team der Klasse 4c, deren Klassenlehrer Johannes Knipschild einen gewissen Stolz nicht verhehlen konnte. Die siegreiche Mannschaft: Tatjana Wegener, Nicola Ehls, Melanie Pöttgen, Olaf Schneider, Michael Biedermann, Carsten Körner. Lehrer Alfred Borys, der als Verkehrserziehungsobmann für die Durchführung desTurniers sorgte, war zuversichtlich, mit einer guten Mannschaft aus insgesamt 20 Kindern auch bei den Gemeindemeisterschaften in Bestwig gut abzuschneiden.

In der Tat! Gewann doch die Schulmannschaft mit den Teilnehmern Christian Kollmann, Wilhelm Becker-Gödde, Nicola Ehls, Martin Becker, Sedat Ergün, Olaf Schneider, Stefan Wüllner, Bernhard Stehling, Tatjana Wegener und Heike Bönner mit deutlichem Vorsprung die Gemeindemeisterschaft:

  1. 1. Grundschule Ramsbeck 15 Fehlerpunkte
  2. 2. Hauptschule Bestwig 49 Fehlerpunkte
  3. 3. Grundschule Nuttlar 50 Fehlerpunkte
  4. 4. Grundschule Velmede 52 Fehlerpunkte

Auch in der Einzelwertung gab es für die Ramsbecker Grundschüler beachtliche Erfolge. Wilhelm Becker-Gödde wurde Sieger in seiner Gruppe, Sedat Ergün und Heike Bönner erreichten zweite Plätze, Nicola Ehls und Iris Nölke jeweils dritte Plätze.

Die jeweils drei Erstplatzierten des Schul- und des Endturniers werden vom ADAC zu den Regionalturnieren in Westernkappeln und Oelde eingeladen.

Nachrichten des TuS Valmetal (Auszüge)

Die Skiabteilung

fährt vom 7.2. bis 14.2.1987 nach Hollersbach im Pinzgau in Österreich. Die Kosten der Fahrt betragen 445,00 DM. Hollersbach ist den Angaben im Bericht nach ein nicht überlaufener Ort mit vielen Möglichkeiten im Langlauf und Abfahrtslauf.

Die Schwimmabteilung

des TuS beteiligte sich mit acht Teilnehmern am Bezirksturnfest des Sauerländer Turngaus in Bigge-Olsberg. Alle erhielten für ihre Leistungen eine Urkunde. Geschwommen wurde ein Dreikampf mit zwei verschiedenen Schwimmlagen und 15 m Streckentauchen. Die Ergebnisse:

Jg. 19762. Daniel Besse10.356 Punkte
Jg. 19753. Tatjana Wegener17.925 Punkte
Jg. 19747. Jutta Schmitt15.400 Punkte
Jg. 19749. Sabine Schmitt14.500 Punkte
Jg. 197410. Christoph Stehling7.325 Punkte
Jg. 19732. Christoph Besse17.050 Punkte
Jg. 19736. Jörg Schirrey14.850 Punkte
Jg. 19711. Volker Dünnwald23.850 Punkte

Die Leichtathletik-Abteilung

veranstaltet am 14. 6. einen bunten Nachmittag auf dem Ramsbecker Schützenplatz. Die Besucher erwarten viele Überraschungen mit viel Spielspaß. Kinder und Erwachsene sind herzlich eingeladen. Vom Erlös der Veranstaltung wollen die jugendlichen Leichtathleten eine Informationsfahrt unternehmen.

Fußballjugend: Die A-Jugend wurde Vizemeister der Leistungsklasse hinter Velmede-Bestwig. Auch die B-,C- und D-Jugend nimmt kurz vor dem Ende der Meisterschaft vordere Plätze in der Leistungsklasse ein. Die E-Jugend steigt unangefochten in die Leistungsklasse auf.

Am 14. 4. fand in Meschede der Kreisjugendtag statt. Gerhard Friedhoff, der seit über 30 Jahren dem Kreisjugendausschuss als Kreisjugendwart angehörte, stellte sich aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl. Die Spieler und Betreuer der Jugendmannschaften des TuS bedanken sich an dieser Stelle ganz herzlich bei Gerhard Friedhoff, da die gesamte Jugendabteilung über viele Jahre hinweg von seiner Arbeit im Kreisjugendausschuss profitiert hat.

Seniorenfußball:

In der Bezirksliga, in der die Erste spielt, bleibt es spannend bis zum letzten Spieltag. Einen Spieltag vor Schluss liegt die Mannschaft noch auf einem der drei Abstiegsplätze. Zuletzt gab es ein 2:1 gegen Östinghausen und je ein 1:1 in Brilon und Deifeld. Drücken wir die Daumen, dass im letzten Spiel in Freienohl die rettenden Punkte geholt werden.

Abgestiegen ist die Zweite in die B-Liga. Die Dritte erreichte in der C-Liga einen soliden 9. Platz.

Wir gratulieren

Fräulein Marianne Dickmann aus Andreasberg bestand an der Universität Dortmund ihr Examen als Diplom-Architektin mit der Gesamtnote gut.

Werner Heimes aus Ramsbeck bestand vor der IHK Kassel die Meisterprüfung in der Fachrichtung Metall.

Herzlichen Glückwunsch!

Ein Leben lang Bienenvater

Am 16. Mai wurde Leo Vosswinkel aus Ramsbeck vom Landesverband für Imkerei NRW die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Damit wurde er geehrt für seine 60jährige Mitgliedschaft im Imkereiverband, zugleich aber auch seine aktive Mitarbeit gewürdigt. Wir gratulieren dem lieben Leo dazu herzlich.

Bücherei wird wieder geöffnet

Die Gemeindebücherei in Ramsbeck ist ab dem 5. Juni wieder geöffnet. Ausleihtermin ist jeweils am Donnerstag von 16.00 bis 18.00 Uhr. Neue Leiterin der Bücherei ist Frau Gisela Birk, die Nachfolgerin des verstorbenen früheren Leiters Emil Neumann wird. Rund 2.400 Bände sollten lesefreudigen Menschen ein Grund sein, einmal in der Bücherei vorbeizuschauen.

Rowdys an Heiligenhäuschen

Wieder wurde zu Pfingsten das Heiligenhäuschen oberhalb der Raviele verwüstet: Blumen herausgerissen und Schmierereien. Hier wirkte sicherlich pfingstlicher Geist, sondern durch Alkohol abgeschalteter primitiver Geist. Alfred Braun, der einer der Väter dieses beliebten Heiligenhäuschens ist, wird in Zukunft ohne Rücksicht die Täter anzeigen.