April 1988

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Mai 1988



Schwierigkeiten mit dem Wasser

Die Bewohner des unteren Teils der Stichstraße im Seifen haben Probleme: Bei starken Regenfällen kann der Gully das Oberflächenwasser nicht fassen, es fließt die Böschung hinunter und reißt den Boden mit.

Wiederholt haben Johannes Steinberg und Bernd Stempel den Boden vom Bürgersteig wieder hochgetragen. Die Verantwortlichen der Gemeinde sollten sich die Sache einmal ansehen. Als Lösung empfiehlt sich das Verlängern der Bordsteinkannte oder ein zusätzlicher Regeneinlauf; evtl. müsstedie Böschung befestigt werden. Die Anlieger erbringen beachtliche Eigenleistungen. Regelmäßig wird die Böschung zur Kreisstraße gepflegt. Die Kinder haben einen Teil der Böschung bepflanzt, vor Ostern wurde ein großes Stück Bürgersteig unterhalb gesäubert.

125 Jahre MGV „Eintracht” Ramsbeck

Die Chorgemeinschaft feierte mit Dankgottesdienst und Festkommers

Wer sich die Musik erliest (erwählt), hat ein himmlisch Gut gewonnen. Diesen Satz von Martin Luther zitierte Pastor Johannes Vor in seiner Predigt und knüpfte daran Nachdenkliches über Bedeutung und Wert der Musik für den Menschen. Muaik gehe über allen sprachlichen Ausdruck hinaus und befähige den Menschen in außergewöhnlicher Weise zum Lobe Gottes im gemeinsamen Singen und Musizieren. Und dazu bestand an diesem denkwürdigen 16. April 1988, an dem , auf den Tag genau vor 125 Jahren der MGV „Eintracht” Ramsbeck gegründet wurde, aller Anlaß. Der Dankgottesdienst in der katholischen Kirche wurde deswegen auch von der Chorgemeinschaft mitgestaltet, durch den Vortrag liturgischer Kompositionen, durch wechselnde Gesänge zwischen Chor und Gemeinde. Man gedachte auch der Lebenden und Verstorbenen, die durch Arbeit und Einsatz über mehr als ein Jahrhundert dazu beigetragen haben, dass dieser traditionsreiche Chor sich bis heute erhalten hat.

Der anschließende Festkommers in der Hubertusstube der Schützenhalle wurde dann gleichsam zu einem Familienfest, zu dem sich die aktiven Sängerinnen und Sänger, aber auch viele passive Mitglieder sowie Freunde und Gäste eingefunden hatten. Alfons Schneider, der 1.Vorsitzende der Chorgemeinschaft, war sichtlich in bester Stimmung, als er den Saal bis auf den letzten Platz besetzt sah und an alle einen herzlich Willkommensgruß richtete; besonders begrüßte er den 1.Vorsitzenden des Sängerkreises Meschede Josef Rath. Der Gast aus Meschede ehrte dann im Verlauf des Abends die Jubilare. Der älteste aktive Sänger gehört dem MGV „Eintracht” seit 50 Jahren an und zählt gleichsam zum Inventar des Chors: Leo Vosswinkel. Schwer vorstellbar, ihn bei den vielen Auftritten nicht unter den Bassisten zu sehen. Damit nicht genug, verwaltet er seit 37 Jahren die Chorkasse mit großer Sorgfalt und organisiert zusammen mit Johannes Knipschild die alljährlichenTagesausflüge der Chorgemeinschaft. 40 Jahre singen Hans Nölke, Otto Reke und Karl-Heinz Schirrey. Und sie tun es mit Interesse und Aufgeschlossenheit auch für neue und vielleicht ungewohnte musikalische Bereiche. Ihre regelmäßige Teilnahme an den Chorproben ist bis heute beispielhaft. Wie auch hätte sich sonst der Chor über alle Klippen und Schwierigkeiten hinweg erhalten, wie hätte er sich sonst weiterentwickeln können? Als „jüngster” Jubilar wurde Johannes Knipschild für 25 jährige Mitgliedschaft geehrt. Als Schriftführer arbeitet er seit Jahren im Vorstand mit und kümmert sich um viele andere Belange des Vereins. Josef Rath würdigte die Arbeit des Chores, stellte den Chorgesang als „Leistung mit sozialer Prägung” heraus und gab zu bedenken: „Wie arm wäre ihr Dorf Ramsbeck ohne die Chorgemeinschaft ...” Es waren nicht zuletzt die Liedvorträge, die dem Kommers einen festlichen Rahmen gaben; der Chor sang kleine Kompositionen von Mendelssohn-Bartholdy, Schumann und Schubert.

Die Lichtbilder aus dem Vereinsleben riefen noch einmal Erinnerungen wach: Erlebnisreiche Sängerfeste und Theateraufführungen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, feuchtfröhliche Ausflüge z.B. an Mosel und Ahr wurden noch einmal auf der Leinwand präsentiert. Einige Sänger - in Ehren ergraut - erblickten sich plötzlich auf den Bildern in jünglingshafter Frische. Viele bekannte Gesichter längst verstorbener Vereinsmitglieder lösten spontane Reaktionen aus: „Weißt du noch wie ..”

Heiter ging es auch noch zu später Stunde zu: Liedereinlagen und humorvolle Gedichte wurden vorgetragen; die lockere Parodie auf eine Chorprobe, bei der Monika Förster den Chorleiter bis in Einzelheiten imitierte, löste wahre Lachsalven aus.

Die Festansprache von Friedrich Schröder stand unter dem Thema: „Zwischen Festtag und Alltag”. Gedenken zum 125jährigen Jubiläum des MGV „Eintracht Ramsbeck”. Der Vortrag ging der Frage nach, wie sich im Laufe einer langen Zeit Rituale und Formen der Feste, die der MGV „Eintracht” gefeiert hat, teils gleichgeblieben, teils aber auch einschneidend verändert haben. Es bedurfte auch der Autoritäten, die einem Fest die besondere Prägung gaben. So fand zum 50 Jubelfest im Jahre 1913 der Festakt zu Füßen des Kaiser-Wilhelm-Denkmals statt, wozu ein aufwendiges Gepräge mit Festreden, Ehrenbogen, Fahnen, patriotischen Liedern und zünftiger Marschmusik gehörten. Geladene Honoratioren aus Kirche und Politik, Personen von Stand und Ansehen gaben dem Festakt durch ihr Erscheinen besonderen Glanz. Dies alles erhob das Fest über den Alltag mit seinen Mühen und seiner Arbeit. Die Formen des Festes als Grenzen zum Einerlei des grauen Erwerbslebens als Überhöhung relativ einförmiger Lebensverhältnisse. Und wie steht es heute, wo jede Art von Autorität fragwürdig geworden ist? Wo auch die kirchlichen Festtage von vielen Menschen nur noch als Freizeit erlebt werden? Es ist wohl zuerst der Gesang, der anspruchsvolle Chorsatz, dessen Anforderungen sich alle Sängerinnen und Sänger stellen, der, frei von politischer Ideologie seinen Zweck in sich selbst hat. Geistliche und weltliche Musik als festliches Ereignis, das uns auf besondere Weise Abstand vom Alltag vermittelt: Vielleicht ist das ein Grund, auch heute noch im Chor zu singen.

25 Jahre Kirchenchor St. Cäcilia Heringhausen

Bis 1962 hatte der Männergesangverein am Fest der hl. Cäcilia (22. Nov.) und in der Christmette den Gottesdienst gesanglich mitgestaltet. Auf Anregung des damaligen Pfarrvikars Hermann Enste sollte sich der MGV durch Frauenstimmen verstärken und als Kirchenchor in Paderborn eintragen lassen. Zunächst waren einige Sänger gegen den Vorschlag, weil sie das Ende des Männergesangvereins befürchteten. Doch allen Bedenken zum Trotz konnte im Mai 1963 der neue Kirchenchor „St. Cäcilia” in Heringhausen gegründet werden. Mit behördlichem Schreiben vom 7. 9. 1963 wurde der Chor auch offiziell in den Diözesan-Cäcilien-Verband Paderborn aufgenommen. Chorleiter wurde der Dirigent des MGV, Johannes Becker, der dieses neue und nicht leichte Amt nunmehr 25 Jahre zur vollsten Zufriedenheit der jeweiligen Geistlichen, aber auch der Chormitglieder und der Kirchenbesucher bewältigt hat.

Der neugegründete gemischte Kirchenchor trat schon im gleichen Jahr am Patronatsfest des hl. Nikolaus und am Weihnachtsfest auf. Die ersten größeren Bewährungsproben standen bei der Grundsteinlegung der neuen Nikolauskirche am 29.März 1965, bei der Einweihung am 28. Mai 1966 und bei der Pfarreinführung von Pastor Enste in Steinhausen (Aug.68) an. Aber die Frauen traten auch allein auf, nicht nur als Schola, sondern auch als Chor bei Gesangsfesten. 19 Jahre lang war Gisela Tillmann Vorsitzende, bis sie 1982 von Raschens Mia abgelöst wurde. (Die Gesamtleitung hat immer der jeweilige 1. Vorsitzende des MGV, zur Zeit Gerhard Bültmann).

Am 7. Mai will man nun des 25jährigen Bestehens des Kirchenchores festlich gedenken. Die Feier beginnt mit dem Festhochamt, das der Chor selbstverständlich mitgestaltet. Anschließend finden sich die Chormitglieder mit den geladenen Gästen im Pfarrheim ein. Auf dem Programm stehen außer der Jubilarehrung (13 Sänger, 7 Sängerinnen) Liedvorträge und gemütliches Beisammensein.

Fleißige Bienen

Von Leo Voßwinkel, bereits seit über 60 Jahren Imker oder Bienenvater erhielten wir eine kleine Informationsschrift über Bienen.

In der Bundesrepublik gibt es ca. 1,5 Millionen Bienenvölker. In einem Bienenvolk leben im Sommer ca. 60 000 Arbeitsbienen, einige hundert männliche Drohnen, aber nur eine Königin.

Die Königin legt im Jahr bis zu 200 000 Eier, im Sommer täglich etwa 1 500 - 3 000 Stück. Diese Tagesmenge entspricht ihrem Körpergewicht.

Die Biene braucht für ihre Entwicklung vom Ei bis zum fertigen Insekt nur 21 Tage, der Drohn 24 Tage, die Königin 16 Tage. Arbeitsbienen leben im Sommer etwa 6 Wochen, Königinnen können bis zu 4 Jahre alt werden. Die Made einer Arbeitsbiene steigert ihr Gewicht vom 1. bis zum 6. Tag um das 500fache. 10 000 Arbeitsbienen wiegen etwa 1 kg. Ein Bienenvolk erzeugt durch die Muskelkraft der Arbeitsbienen eine Ständige Brutwärme von 35° C. Die Flüge um Nektar und Pollen einzusammeln werden bis zu 5 km vom Stand zur Blüte ausgeführt. Die Fluggeschwindigkeit beträgt 25 km/h. Um 1 kg Honig zu erzeugen müsste eine einzelne Arbeitsbiene sechsmal um die Erde fliegen. Die Honigblase umfasst fasst 50mgr Nektar. 3 kg Nektar ergeben 1 kg Honig. Dafür müssen die Bienen 10 - 15 Millionen Blüten besuchen, die sie dabei befruchten. Den Wachs für den Wabenbau erzeugen die Arbeitsbienen in der Wachsdrüse des Hinterleibs. Eine Wachsschuppe wiegt 0,8mgr.Für 1 kg Wachs sind 1 250 000 Wachsschuppen erforderlich.

Evgl. Trinitatis-Kirche Andreasberg

Am Samstag, dem 11. Mai 1963, konnten die evangelischen Einwohner von Andreasberg einen besonderen Tag feiern, denn ihr neues Gotteshaus wurde vom Präses der evgl. Kirche in Westfalen, D. Ernst Wilm, eingeweiht.

Obwohl das evangelische Gemeindeleben 1855 in Andreasberg seinen Anfang genommen hatte, konzentrierte sich jedoch später die Arbeit mehr und mehr auf Ramsbeck. Seit hier 1879 die erste Kirche gebaut wurde, mussten die Andreasberger zum Besuch des Gottesdienstes nach Ramsbeck, nur unterbrochen in der Zeit, als Pfarrer Klempt (in Ramsbeck von 1948 bis 1959) Passionsandachten und später 14tägig einen Gottesdienst in einem Raum der Andreasberger Schule einrichtete.

Der neue Kirchbau war vor allem den beiden Presbytern Heinrich Schlömer und Hermann Engel sowie Pastor Asael zu verdanken, die nicht nachließen, bis die Trinitatiskirche stand. Zuerst wurde ein „Kirchbaufreundeskreis” gegründet, der mit 230 Kapitel anfing. Neben den 150 Gemeindemitgliedern aus Andreasberg opferten ebenfalls die anderen Mitglieder der Kirchengemeinde mit ihren 20 Außenorten. Die Landeskirche, der Kirchenkreis Soest, der Landkreis Meschede, die politische Gemeinde und die damalige Stolberger Zink AG halfen mit Zuschüssen oder Materialspenden. Sogar Pater Kunibert von den Mescheder Benedektinern praktizierte Ökumene, denn er beschaffte den für den Bau benötigten Zement als Spende eines großen Unternehmens.

Bereits im Juli 1962 konnten die vier Glocken mit dem Gründungsdatum der evgl Gemeinde (4. Februar 1855) in den Glockenstuhl des Rohbaues gehoben werden. In den nächsten 10 Monaten wurde der für ein kleinesSauerlanddorf recht moderne Kirchenbau außen und innen zur Einweihung vollendet.

Verantwortlich für die Dreieckskirche war der Architekt Klaus Gonser aus Münster. Vor der dunklen Kulisse des Waldes erhebt sich der Bau wie der Bug eines Schiffes. Alle Außenwände und das Dach wurden schlicht verschiefert, nur der Sockel, in dem sich der Gemeinderaum befindet, ist weiß gestrichen. In den Ecken des dreiseitigen Innenraumes sind Sakristei, Orgel und Eingang mit Windfang untergebracht. Die ansteigende Naturholzdecke weist auf den Altar hin, über dem der von den Gemeindefrauen geknüpfte bunte Altarteppich hängt. Die 360 farbigen Lichtöffnungen zu beiden Seiten verleihen dem Kirchenraum eine besondere Stimmung.

Seit der Einweihung vor nunmehr 25 Jahren wird jeden Sonntag in der Kirche, die zur Ehre des dreieinigen Gottes den Namen „Trinitatiskirche” erhielt, Gottesdienst gehalten. Auch die Gemeindearbeit konnte in Andreasberg neu belebt werden. Viele Besucher aus Nah und Fern haben das auffallende Kirchlein inzwischen schon kennengelernt. Wer noch nicht hineingeschaut hat, sollte es bei einer Wanderung oder Ausflugsfahrt unbedingt einmal tun! (Sieh)

25 Jahre Bläsercorps des Hegering Bestwig

Anläßlich des 25jährigen Bestehens des Bläsercorps findet Mittwoch, den 11.5.1988 in der Schützenhalle Heringhausen ein großes Jubiläumsblasen statt.

Los geht’s mit einer Hubertusmesse in der St. Nikolauskirche um 18 Uhr, die musikalisch durch das Bläsercorps Bigge mitgestaltet wird.

Ab 19 Uhr werden dann 12 Bläsergruppen aus Arnsberg, Bigge, Brilon, Eslohe, Marsberg, Medebach, Meschede, Remblinghausen, Schmallenberg, Winterberg, Sundern, Wenholthausen und der Gemischte Chor Concordia Ostwig sowie der Kirchenchor Cäcilia Heringhausen ihr Können unter Beweis stellen.

Der derzeitige 1. Vorsitzende, Willi Clement, weiß sich zu erinnern, dass die ersten Probeabende in der Privatwohnung des Initiators Franz Bültmann, der auch ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Heringhausen und Kapellmeister der sogenannten Bültmannschen Kapelle war, stattfanden. Mit nur 5 jungen Leuten hatte es damals angefangen und zum 10jährigen Bestehen im Jahre 1973 war die Gruppe schon auf 14 Bläser angewachsen, unter ihnen auch der bereits verstorbene, langjährige 1. Vorsitzende Hubert Köster.

Auch heute hat das Corps wieder 14 aktive Bläser, die aus dem kulturellen Leben des Ortes Heringhausen nicht mehr wegzudenken sind. Sie übernehmen die musikalische Gestaltung bei Jubiläen, Pfarr- und Bildstockfesten und auch beim Nikolauszug der Kinder sind sie ständiger Begleiter.

Aber auch über die Grenzen Heringhausen hinaus haben sie schon Hubertusmessen geblasen. So in Büren, davon wurde sogar eine Casette erstellt, in Billerbeck bei Münster, in St. Petri zu Soest. Das entfernteste Arrangement hatten sie in Galtür in Tirol, wo sie anlässlich des Patronatsfestes in der Marienkirche die Hubertusmesse gespielt haben.

Reisch

Knappenfahne am gebührenden Ort

Viele Jahre ruhte die Knappenfahne des St. Joseph`s Knappenvereins Ramsbecks in der Fahnenkammer der katholischen St. Margaretha-Kirche, sozusagen im Dornröschenschlaf, bis sie nun im Bergbaumuseum Ramsbeck in der Eingangshalle einen Platz bekommen soll. Damit besitzt mit dieser Dauerleihgabe das Museum drei Knappenfahnen aus dem heimischen Raum, nachdem es bereits Fahnen aus Bödefeld und Heinrichsdorf hat. Hinweise auf die Existenz der Fahne kamen von Ramsbecker Bergleuten. Johannes Vollmer stieß beim Aufbau der Krippe auf die zusammengerollte Traditionsfahne aus dem Jahre 1897. Leider hat sie durch unsachgemäße Lagerung Stockschäden erhalten, auch die Seide der nach innen gerollten Seite ist beschädigt, jedoch nicht die Bilder: Ein Bild des hl. Joseph mit der Umschrift St. Joseph-Knappenverein auf der einen Seite, die ornamentverzierte Aufschrift St. Joseph`s Knappenverein Ramsbeck 1897 auf der beschädigten anderen Seite. Die Leitung des Ramsbecker Bergbaumuseums, allen voran Museumsdirektor Karl Stephan Felix, Bergwerksdirektor Walter Miederer und Gemeindedirektor Werner Vorderwüllbecke freuen sich, dass ihnen die Fahne durch Pastor Vor zur Verfügung gestellt wurde. Nach Pfingsten wird sie in die Obhut von Schwester Augustine im Kloster Altenbeken kommen, die sie restaurieren wird. Bereits die Ramsbecker Schützenbruderschaft profitierte vom Können dieser Ordenfrau; deren älteste Fahne hatte noch mehr als die St. Joseph-Fahne gelitten. Die Kosten - so Werner Vorderwüllbecke - will man gern übernehmen, um auch so einen Beitrag zur Kultur- und Bergbaugeschichte unserer Heimat zu leisten. Schließlich soll im Ramsbecker Museum die technische und menschliche Seite des Bergbaus dargestellt werden. Bemerkenswert an der Fahne ist auch die Fahnenstange, liebvoll mit einem Weinlaubenmuster geschmückt.

Die St. Joseph-Knappenvereine wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Selbsthilfevereine der Arbeiterschaft gebildet, um die Not und Armut der meist kinderreichen Familien im Ernstfall lindern zu helfen. In Ramsbeck wurde dieser katholische Verein am 21. 3. 1897 ins Leben gerufen, der die religiöse Gesinnung , die sittliche Haltung und den gesellschaftlichen Gemeindegeist der hiesigen Bergleute fördern sollte. Andererseits sollte den Mitgliedern zeitweilige Unterstützung in Notfällen zugute kommen. Die Geldmittel dazu kamen durch die monatlichen Mitgliedsbeiträge von 0,50 Mk pro Mitglied zusammen. Am 19. 4. 1897 hatte der neue Verein bereits 110 Mitglieder, dazu bindende Satzungen, die leider heute verschollen sind. Vielleicht hat noch jemand in alten Akten eine Satzung die als Zeitdokument erheblich wichtig wäre. Erster Leiter des Knappenvereins wurde Pfarrer Fritz Meiyer.

Es gab ordentliche und außerordentliche Mitglieder. Alle ordentlichen Mitglieder mussten katholisch sein und die ideellen Ziele des Vereins unterstützen. Außerordentliche Mitglieder brauchten als Nichtkatholiken nur die wirtschaftlichen Voraussetzungen erfüllen. Der Verein richtete zur Bildung und Unterhaltung seiner Mitglieder auch eine Bibliothek ein, sangesfreudige Vereinsbrüder gründeten eine Gesangsabteilung des Vereins, in der religiöses und weltliches Liedgut gepflegt wurde. Auch zur kulturellen Betätigung trug eine Theaterabteilung bei., die Dorfbevölkerung durch ein oder zwei Aufführungen erfreute.

Nach dem ersten Weltkrieg ging die Zahl der Mitglieder ständig zurück, der heranwachsenden Jugend gefiel wohl der streng religiöse Charakter des Vereins nicht, sie neigte mehr weltlichen Vereinen zu. Bestrebungen, den St. Joseph-Knappenverein dem Diözesanverband katholischer Arbeitervereine in Paderborn anzugliedern, zerschlugen sich, weil dadurch eine Beitragserhöhung auf monatlich 0,85 Mk fällig geworden wäre. 1933 wurde die Lage des Vereins noch schwieriger, da die Mitglieder fast zwangsweise auch Mitglied in der „Deutschen Arbeitesfront ” sein mussten. Dies war die gewerkschaftsähnliche Organisation der Arbeiter im Dritten Reich.

Um das Vereinsvermögen vor dem staatlichen Zugriff zu retten, wurde am 4. 3. 1934 das Guthaben des Vereins in den Besitz der katholischen Kirchengemeinde überführt. Diese verpflichtete sich zur Zahlung von Kranken- und Sterbegeldern, bis das von ihr übernommene Barvermögenaufgebraucht sei. Eine letzte Generalversammlung wurde am 24. 2. 1935 gehalten. Im Januar 1939 wurde das Stammvermögen des Vereins in Höhe von 730 Reichsmark unter die verbliebenen 25 Mitglieder aufgeteilt, der St. Joseph-Knappenverein löste sich damit auf.

Dai guare Hiärchott

In Biärl was de alle Willmes stuarwen.
Dät Willmeske kam no Knippers und frogere:
„Konn ey uss mol uggen Hiärchott laihen,
usse Deubel is wahne rauterig.” (verrauchert)